Lettisches Centrum Münster e.V
"Es ist schön, wagen zu dürfen" ...(Zenta Mauriòa),
Motto, welches das Lettisches Centrum Münster durch Jahrzehnte führt...
Sonntag, der 31. Januar 1982.
Es war die Gründungsversammlung des Lettischen Centrum Münster (LCM), die von Pastors F. T. Kristbergs Gebet eingeleitet wurde und rund 70 Letten aus Westdeutschland versammelt hatte. Der Wunsch, einen Verein zu gründen, der das Lettisches Gymnasium Münster (LGM) in seinem Gebäude beherbergen sollte, war notwendig. Um die lettische Kultur und Bildung zu pflegen, musste man dem Geist des Letten vertrauen und sein eigenes Haus bauen. In der Versammlung sah man sowohl M.A. Gustavs Ðilde, Dr. J. Plato, J. Daìis, V. Locis, L. Apkalns, J. Soikâns als auch die Initiativgruppe des Lettischen Centrum Münster mit Dr. Andris Kadeìis, Juris Trauciòð, Maija Gobiòa, Pastor Dr. Arturs Liepkalns, Gaidis Graudiòð, Anna Mucha, die ein Teil des ersten LCM-Vorstands wurden. Andrejs Neimanis, Dace Sondora, Jânis Bçrziòð, Mârtiòð Zandbergs und Atis Homka traten dem Vorstand bei. Die feierliche Versammlung endete in einer energetisch positiven Atmosphäre, in der sich die Anwesenden im Volksgebet Gott, segne Lettland (Dievs, svçtî Latviju) einig waren.
Am 1. März 1982 wurde das Lettisches Centrum Münster mit seinen Satzungen, nach deutscher Gesetzgebung, ins Vereinsregister des Amtsgerichts Münster eingetragen.
Lettisches Centrum Münster war die am besten geeignete Organisationsform zur Umsetzung des LCM-Bauprojekts. Ziel des Bauprojekts war zum Ersten: die Bereitstellung von Wohnraum für das bestehenden Lettisches Gymnasium Münster und das Studenteninternat, zum Zweiten: Für die Förderung des Erhalts der öffentlichen und lettischen Kultur, sowie die Bereitstellung von Räumlichkeiten für ein Exilarchiv, eine Bibliothek, Museumsräume und lettische Organisationen.
Am 30. Dezember 1982 erkannte der LCM-Vorstand den Vertrag mit der Stadt Münster über den Kauf des 3600 m2 Grundstücks im Wert von 553 000 DM auf der Salzmannstr. 152 an, um die Förderung der nächsten Entwicklungsstufe anzugehen – Bau des Gebäudes.
Bereits am 29. Januar 1983 setzten mehr als 200 Letten die ersten Schritte auf ihr „eigenes“ Land in Deutschland, um Gottes Segen in einem ökumenischen Gottesdienst zu beten und ein Land zu weihen, auf dem bald ein lettisches Kulturgebäude errichtet wird.
"Ein kalter Wind wehte, aber das Gefühl, als ob die Sonne schiente", sagten die überraschten jungen Leute vom Lettischen Gymnasium Münster, die sich am 29. April freuten, die Arbeit des ersten Bulldozers auf dem LCM-Grundstück zu sehen. Begeisterte Gymnasiumsstudenten verstärkten die Bauarbeiten mit dem lettischen Volkslied Blühe, blühe, Roggenähre (lettisches Volkslied Ziedi, ziedi, rudzu vârpa.. ). (Latvija, LGM-Nachrichten am 20. Mai 1985)
Der 40. Abschluss des LGM am 8. Juni 1985 blieb Hunderten von Menschen als emotionaler Tag in Erinnerung, an dem man nicht nur den größten Abschluss in der Geschichte der LGM, sondern auch den Grundsteinlegung des LCM-Gebäudes erlebte. Diese ehrenvolle Aufgabe wurde vom Vorstandsvorsitzenden des LCM A. Kadeìis durchgeführt. Wussten Sie, dass unser Gebäude auf einer Kupferschachtel von Ainis Izanda stützt, in der der Text der Verfassung der Demokratischen Republik Lettland, unterzeichnet von allen Mitgliedern des LCM-Vorstandes, der Direktorin des LGM Ilga Grava, und den Architekten des Gebäudes, einer Fünf-Lats-Münze und der neuesten Ausgabe der damaligen Zeitung Latvija liegt? Auch diesmal wurden die Anwesenden durch den gemeinsamen Gesang Nicht durch faulenzen und verfaulen... (lettisches Volkslied Nevis slinkojot un pûstot..) gestärkt.
Der Jahrestag der Proklamation Lettlands im November wurd mit doppelter Freude gefeiert. Warum? Mehr als 300 Gäste versammelten sich beim Richtfest des LCM Gebäudes. Wie in der Tradition erwartet, trieb A. Kadeìis einen Nagel, um die riesige Krone der Sparren zu stärken Nun schmückte das Gebäude ein großer Kranz aus Eichenblättern. Die neue Räumlichkeiten wurden mit einem Lied von LGM-Studierenden und des deutsch-lettischen Kammerchors Dudas eingeweiht.
Vor dem Ball und der festlichen Mahlzeit verweilten die Gäste in den Gesprächen und erinnerten sich sowohl an den ehemaligen LGM-Direktor A. Liepkalns, der bei der Einweihung des Grundstücks die Hoffnung auf die Erschaffung eines neuen „Schlosses des Lichts“ stärkte, als auch an den Dichter Andrejs Eglîtis, der das neue Gebäude eine Kathedrale nannte - "die Kathedrale des Rechts des lettischen Volkes auf Freiheit, die Kathedrale der lettischen Nationalkultur, die Kathedrale der lettischen Sprache, die Kathedrale des Humanismus“ (Minsteres latvieðu ìimnazija izdzîvoja. A. Spoìis).
Eine lebhafte Freude in der lettischen Familie entstand in der ersten LCM-Frühjahrsreinigung (8. Mai 1986), zu der die Lehrerin Rasma Lazda etwa 80 Helfer versammelte. Die LCM-Umgebung wurde aufgeräumt und und es ist ein Segen, wenn die Arbeit Früchte trägt.. Die Helfer lockerten den Boden, säten Gras, pflanzten Zierstauben und Bäume, denn es gab genug zu tun – der lettische Gärtner Mozulis aus Stuttgart hatte Strauch- und Baumsetzlinge im Wert von 4000 DM an das Centrum gespendet. Die Müdigkeit wurde durch ein Abendessen am Lagerfeuer gelindert.
Dank der deutschen Ministerien und Institutionen, des Verständnisses der Landsleute, der Großzügigkeit und der Spendenfreude, wurde der Traum von einem „kleinen Lettland“ in Münster wahr. Bereits im ersten Bestehensjahr des Vereins brachte die gestartete Spendenaktion in Worten von Zenta Mauriòa: „Es ist schön, wagen zu dürfen“, 800 000 DM. Die deutsche Seite sah den Fleiß der Letten und versprach eine Beihilfe von 2 Mio. DM und ein Darlehen von 1 Mio. DM, vorausgesetzt, dass die lettische Seite auch 1 Mio. DM beschafft (Latvija, Nr. 5, 1984). LGM-Studenten musizierten und verkauften lettische Köstlichkeiten und Kunsthandwerke, alte und junge, groß oder klein, reich oder nicht so reich, jeder verzichtete auf etwas eigenes, spendete oder verlieh dem Centrum Gelder sodass unser Gebäude entstehen und fertig gestellt werden konnte.. In den Artikeln liest man, dass die Bundesrepublik Deutschland und das Land Nordrhein-Westfalen im Allgemeinen jeweils zweieinhalb Millionen DM für den Bau des Lettischen Centrum Münster bereitgestellt hatten.
Mit der großzügigen finanziellen Unterstützung des Bundesministeriums unterhält LCM rechtliche und finanzielle Eigentumsverpflichtungen, bis im Jahr 2019 die Eigentumsrechte an das LCM übergingen.
Jeder Beitrag war ein Ausdruck der Liebe zum Letten. Listen von Spendern und Darlehnsgebern wurden regelmäßig in Zeitungen veröffentlicht, ohne die Höhe von Beiträge zu nennen. Es gab viele schöne Geschichten über aufrichtige, sogar geheimnisvolle Spender. Es wurden Mittel aus aller Welt gespendet, was die liebevolle Sorge um die Erhaltung des lettischen Volkes und seiner Kultur in der Zukunft bestätigte.
"Möge dieses Haus dem christlichen Glauben, der ehrlichen Arbeit, der Kultur und dem lettischen Geist dienen", sagte der Papst A. Smelters. Dank des Wagemutes, der Selbstlosigkeit, der Unterstützung und des Fleißes wurde der 5. und 6. September 1986 erwartet, als zwei Tage und Nächte die Eröffnung des LCM gefeiert wurde. Der erste Tag der Feier fand in einer formellen Atmosphäre statt, in Anwesenheit des NRW-Premierministers J. Rau, eines Vertreters des Europäischen Parlaments, des Bundesparlaments, der Gäste der Universität und der Stadt Münster, wie auch vielen anderen Prominenten. Es werden Danksagungen für die Unterstützung der Verwirklichung des Traums und des Wunsches der Letten im Exil, für den Bau des LCM-Gebäudes geäußert. Zahlreiche Grußkarten wurden vorgelesen, die Konzert Teilnehmer angehört und ein traditionelles lettisches Abendessen genossen. Der zweite Tag der Feier konzentrierte sich mehr auf die Freude der eigenen Landsleute. Auch hier wurden inspirierende Dankesreden geschwungen, Grüße ausgesprochen und das Haus gesegnet. An diesen Feiertagen konnte man die erste Kunstausstellung der folgenden lettischen Künstler genießen, Juris Soikâns, Pçteris Purmalis, Valerija Aksa und Jânis Annus.
Die Architekten und Autoren des LCM-Projekts Maija Gobiòa (Sinka), Juris Trauciòð und Gustavs Ðilde übergaben symbolisch den Hausschlüssel an dem Vorstandsvorsitzenden Dr. A. Kadeìis mit folgenden Worten: „Lass das Haus den Erwartungen gerecht werden, diese müssen mit lebendiger Kulturarbeit und dem lettischen Geist noch weiter gesteigert werden..“ (Minsteres latvieðu ìimnazija izdzîvoja. A. Spoìis)
Trotz der Schließung des Lettischen Gymnasium Münster im Jahr 1998, wurde seine Betriebszeit sowohl körperlich als auch geistig erfüllt. Gedenkräume für lettische Schriftsteller J. Jaunsudrabiòð, Z. Mauriòa, K. Raudive, P. Çrmanis, A. Apse, K. Ieviòð, K. Dziïlejs, sowie eines der größten Exilarchive und eine große Bibliothek hatten ihren Platz im Gebäude gefunden.
Dieser verwirklichte Traum geht heute erfolgreich weiter. Dies ist ein kreatives Zuhause für die lettische Kultur und Bildung, ein gemütlicher Treffpunkt für Landsleute, ein Zentrum mit Inhalt, der dem lettischen Volk heute und in Zukunft dienen wird.
Das Material wurde von Dina Krastiòa vorbereitet.
Übersetzung aus der lettischen Sprache: Kristîne Tomase.
01.10.2020, Münster
Quelle: Zeitung Latvietis, Zeitung Brîvâ Latvija,
A. Spoìis Minsteres latvieðu ìimnazija izdzîvoja,
Archivmaterial.