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Nachricht des Tages (10.3.07): Limbazi bei der Bürgermeisterwahl in Willstätt vertreten
10.03.2007


Nein, nach drei verdienstvollen Amtsperioden, sprich 24 Jahren mochte er nicht mehr: Artur Kleinhans (66), Bürgermeister der 9000-Seelen-Gemeinde Willstätt im baden-württembergischen Ortenau- Kreis, verzichtete auf eine erneute Kandidatur. Und trat damit eine veritable Revolution in der kleinen Ortschaft unweit von Kehl los. Denn am 11. März bewerben sich um seine Nachfolge nicht nur fünf Männer sondern auch eine Frau - Amalia Lindt (32). Und ebenso wie Bundesfamilienministerin Ursula von der Leyen widerspricht diese dem Klischee, blonde Frauen würden sich nur aufgrund ihrer Attraktivität durch das Leben mogeln.
 
Bürgermeister-Kandidatin: Amalia Lindt Photo: Christiane Illmann-
Festerling (Baden online)
 
Glaubt man nämlich, was die örtliche Presse über A. Lindt schreibt, ist sie überaus patent: die Mutter einer Tochter (10) und eines Sohnes (4)  arbeitet halbtags als Projektleiterin bei einer Firma für visuelle Innen- und Außenkommunikation und studiert auch noch Betriebswirtschaftslehre an der FH Offenburg (Abschluß in einigen Monaten). Möglich, daß sie diese Veranlagung bereits in die Wiege gelegt bekommen hat, denn geboren wurde sie 1974 in der kleinen nordlettischen Hafenstadt Limbazi. Und zu Sowjetzeiten, das ist bekannt, mußte eine Frau alles gleichzeitig können: Kinder kriegen, Geld verdienen und das Leben des Gatten organisieren.

Zur Vita von A. Lindt berichtet das Portal Baden online (9. Februar und 8. März), die junge Frau sei mit neun Jahren aus Lettland in den Willstätter Ortsteil Eckartsweier gekommen. Hier wohnt sie seither, an ihrer Seite Christian Hermann (42), langjähriger Lebensgefährte, Vater der beiden Kinder - und seit dem 24. Februar auch rechtmäßig angetrauter Ehemann.

Bis zur zehnten Klasse besuchte Amalia Lindt das Klostergymnasium in Offenburg. Nach der Geburt ihrer Tochter blieb sie zunächst drei Jahre zu Hause, holte dann aber an den Kaufmännischen Schulen in Offenburg die Fachhochschul-Reife nach. Anschießend begann sie ein Studium der Betriebswirtschaft an der FH Offenburg.

"Ich möchte, daß es hier eine bürgernahe Kommunalpolitik gibt, daß die Wünsche der Bürger mehr respektiert werden und daß die Bürger ein größeres Mitspracherecht in der Gemeinde haben", charakterisiert die charmante Bewerberin um den Chefsessel im Rathaus Willstätt ihren Grundansatz. "'Durchplanen' ist eine ihrer Devisen", schreibt Baden online: "Und A. Lindt meint damit, daß bei einem Vorhaben die Planung des Projektes allein nicht ausreiche. Es müsse im Zusammenhang mit der Umwelt und der Umgebung gesehen werden, Entstehungskosten und auch die Folgekosten müßten aufgezeigt werden. 'Und es muß mit dem Bürger geplant werden', ist ihr wichtig".

Konkret auf den Nägeln brennen ihr die Ganztagsbetreuung an den Kindergärten und eine qualifizierte Jugendbetreuung in allen Ortsteilen. "Rückschrittig" sei ihre neue Heimat ferner, was die Energie betrifft. Während es andernorts längst Usus sei, werde in Willstätt trotz seiner Lage in einem sonnigen Landstrich die regenerative Energie nicht genutzt. "Es werden in unserer Gemeinde viele Dächer saniert, ohne daß geprüft wird, ob dort nicht gleichzeitig eine Solar- oder Photovoltaikanlage installiert werden kann", so A. Lindt. Auch müßten Bebauungspläne für die Ortskerne her: "Damit kann ein Riesentor für Investitionen geöffnet werden".

Schließlich spricht sich A. Lindt gegen die von der großen Koalition vereinbarte Förderung genmanipulierter Pflanzen aus. Stattdessen will sie die Landwirte zu mehr Zusammenarbeit ermuntern.

Ob es der jungen Frau freilich am 11. März gelingen wird, "die Männerdomäne im Willstätter Rathaus zu brechen", steht auf einem anderem Blatt. Sie ist zwar Mitglied der Jungen Liberalen, bislang aber nicht deren Mutterpartei FDP beigetreten. Bei den letzten Kommunalwahlen 2004 verfehlte die Ländle-Partei CDU die absolute Mehrheit im Gemeinderat nur knapp. Mithin dürften die Chancen, eine Frau aus Limbazi im Amt der Bürgermeisterin von Willstätt zu sehen, nicht gerade rosig sein. Aber andererseits liegt der besondere Charme der Demokratie darin, daß man nie im voraus weiß, wozu sich der Souverän in der Wahlkabine hinreißen läßt...

-OJR-



 
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