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Garri Kasparow möchte lettischer Staatsbürger werden
06.11.2013


Garri Kasparow als jugendlicher Schachspieler mit TrophäeDer prominente russische Schachspieler und Oppositionelle schrieb den Saeima-Fraktionen einen Brief, aus dem die lettischen Medien am 5.11.2013 zitierten. Die Abgeordneten können wegen besonderer Verdienste zum Wohle Lettlands die Staatsbürgerschaft erteilen. Kasparow weist darauf hin, dass er in Riga schon in den 70er Jahren einen bedeutenden Schachwettbewerb gewonnen habe. Zudem lobt er die lettische Demokratie. Ein Putin-Gegner kann auf Sympathie in der lettischen Öffentlichkeit hoffen. Doch in ersten Reaktionen zeigen sich die Politiker eher zögerlich.

Garri Kasparow bei der Schach-Juniorenweltmeisterschaft 1980 in Dortmund, Foto: GFHund auf Wikimedia Commons, Lizenz

 

Als Staatsbürger Lettlands weltweit für Demokratie kämpfen

Kasparow lobte in seinem Schreiben an die Parlamentarier die lettischen Verhältnisse: „Ein ehrbares Verhalten gegenüber Menschen und Menschenrechten gehört zu den beständigen demokratischen Werten Lettlands. In Lettland besteht weder eine ethnische Diskriminierung von Fremden noch eine Machtdiktatur. Hier löst das lettische Volk mit der Vermittlung durch demokratisch gewählte Vertreter - die Saeima-Abgeordneten - alle Fragen. Jeder Bürger Lettlands ist berechtigt seine freie Meinung zu äußern, am politischen Prozess teilzunehmen, ohne sich zu fürchten, widerrechtlich verfolgt zu werden.“ Der Denksportler hofft offenbar auf diplomatischen Schutz bei zukünftigen Aktivitäten: „Als Staatsbürger Lettlands werde ich ohne Einschränkungen die Möglichkeit erhalten, mich im Namen der Demokratie, des Friedens und der Gerechtigkeit der politischen Tätigkeit zu widmen, in Russland wie in anderen Staaten der Welt, in denen die Menschenrechte missachtet und demokratische Normen mit Füßen getreten werden.“ Mit Lettland fühlt sich Kasparow in besonderer Weise verbunden, die Mutter seines Sohnes sei lettische Staatsangehörige und in Riga habe er bereits in den 70er Jahren einen bedeutenden Schach-Sieg errungen. Die sonstigen Verdienste sieht der ehemalige Weltmeister in seiner Prominenz und in der Zukunft begründet: Die „Kasparow-Schach-Stiftung“ könne Ausbildungsprogramme für Schüler und Studenten organisieren. Außerdem werde er Lettlands Prestige im Weltschachbund heben.

 

Porträtfoto Latkovskis

Der Vienot?ba-Politiker Ain?rs Latkovskis, Foto: Saeima auf lv.wikipedia.org, Lizenz

Lettische Politiker kommentieren zurückhaltend

Ain?rs Latkovskis hatte als erster über Twitter die lettische Öffentlichkeit informiert. Der Politiker der Regierungspartei Vienot?ba/ Einigkeit ist skeptisch, ob irgendein errungener Schachsieg in den siebziger Jahren reicht, um als besonderes Verdienst für Lettland anerkannt zu werden. Zwar zeigt eine Ir-Web-Umfrage*, dass viele Leser das Gesuch unterstützen, doch für die lettischen Politiker könnte sich der Name Kasparow zu einem ähnlich heiklen Thema entwickeln, wie es der Name Snowden für ihre deutschen Kollegen ist. Die lettischen Beziehungen zu Moskau gestalten sich ohnehin schwierig, die Aufnahme eines russischen Oppositionellen könnten sie zusätzlich belasten. Die Nachrichtenagentur LETA befragte bereits die Fraktionen und erhielt nur verhaltene Reaktionen. Latkovskis` Parteifreund und Fraktionsvorsitzender Dzintars Za?is zeigte sich zwar vorsichtig optimistisch, kann aber auch keine besonderen Verdienste für Lettland erkennen. Die Koalitionspartner der Reformu partija und der Nationalen Allianz sind noch zu keiner Stellungnahme bereit und weisen auf ihre nächsten Sitzungen hin. Auch Augusts Brigmanis, Fraktionsvorsitzender der oppositionellen Za?o un zemnieku savien?ba/ Union der Grünen und Bauern, zweifelt, ob man Kasparows Schacherfolge und seinen politischen Kampf in Russland tatsächlich als Verdienste für Lettland werten könne. Doch Brigmanis schloss nicht aus, dass seine Fraktionsmitglieder anderer Ansicht sind. Die größte Oppositionsfraktion, das Saska?as Centrs/ Zentrum der Eintracht (SC), erhielt offenbar kein Schreiben vom Gründer der russischen Bürgerfront. Den SC-Politikern werden gute Kontakte zum Kreml nachgesagt.

*Inzwischen ist allerdings eine Mehrheit gegen Erteilung der Staatsbürgerschaft.

Externe Linkhinweise:

delfi.lv: Paz?stamais šahists un disidents Kasparovs l?dz Latvijas pilson?bu

delfi.lv: Politi?i piesardz?gi par Kasparova l?gumu pieš?irt Latvijas pilson?bu

ir.lv: Krievijas šahists Kasparovs l?dz pieš?irt Latvijas pilson?bu




 
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