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29.04.2023


Die Furcht vor Überfällen ermöglichte die Stadtgründung

Weshalb ist Riga entstanden und warum wurde die Stadt die größte Metropole des Baltikums? Mit diesen Fragen beschäftigte sich Ilgvars Misins, der langjähriges Domus-Rigensis-Mitglied ist. Der anerkannte Experte für mittelalterliche baltische Geschichte hielt am 25. April 2023 für den deutsch-lettischen Kulturverein einen Online-Vortrag.


Als Geistliche und Kaufleute aus norddeutschen Siedlungsgebieten im 12. und 13. Jahrhundert die baltische Region eroberten, entwickelte sich Riga zur ersten Stadt im östlichen Teil der Ostsee. Misins beschrieb den in Bexhövede bei Bremen geborenen Bischof Albert als Stadtgründer. Offenbar hatte ihn ein traumatisches Erlebnis dazu bewogen, den Sitz seines Vorgängers Meinhard von Uexküll aus näher an die sicherere Küste zu verlegen. Misins berichtete, dass Albert auf dem Weg dorthin an den Düna-Stromschnellen bei Rumbula von Liven überfallen worden war.  


Auch auf dem Gelände am Fluss Riga befanden sich livische Siedlungen, die aber keine größere Bedeutung hatten und den Bischof nicht hinderten, hier seine Stätten zu errichten. In der Nähe der heutigen Petrikirche entstand der Bischofspalast, erste Kirchen, ein Markt, umgeben von einer Stadtmauer. Unter anderem ließ der Bischof das Hospital vom Heiligen Geist errichten. Zisterzienser siedelten sich an. Nachdem der erste Kirchenbau durch einen Großbrand ruiniert wurde, beauftragte Albert, den Dom zu errichten, an dessen Fassade heutzutage an ihn erinnert wird. Bald schon zählte der Ort 2000 bis 3000 Einwohner. Die frühen Rigenser führten ein Leben, das für die Liven der Umgebung völlig fremd war. Der baltische Stamm lebte von der Landwirtschaft und kannte keine städtischen Strukturen; auch Privatbesitz war den Liven unbekannt.  


Trotz der Unterschiede und Kämpfe berichtete Misins von baldigen Vermischungen: Die Liven bauten ihre Wohnungen als Blockhäuser; die Immigranten aus der deutschen Region brachten die Architektur der Fachwerkhäuser ins Land. So entstanden Mischformen aus beiden Bautraditionen.


Prägend und bedeutsam waren vor allem Kaufleute, die Handel mit Nowgorod und später mit Pleskau unterhielten. Misins schätzt, dass Riga dem juristischen Zentrum des Hansebundes, Lübeck, an Bedeutung gleichkam. Die Ware, die aus Nowgorod kam, wurde in Riga auf Koggen verladen. Etwa 30 Meter lang waren die Handelsschiffe des späten Mittelalters, die viele Tonnen Gewicht aufnehmen konnten. Zunächst begaben sich die Händler selbst auf Reisen; später gründeten sie Handelskontore, die mit Geschäftspartnern korrespondierten und Angestellte beauftragten, die Fracht zuzustellen. So entstand die Gruppe der Schwarzhäupter; jüngere reisende Kaufleute, vielleicht die Söhne der Kontorbesitzer, die in Riga einen Verein gründeten, der seit 1525 über ein eigenes Haus verfügte. Misins hält die Behauptung, der Name dieses Vereins stamme vom heiligen Mauritius, der Schutzpatron gewesen sei, für eine nicht belegbare Hypothese.  


Touristen fällt die Ähnlichkeit Rigas mit anderen Hansestädten auf. Angela Merkel fühlte sich bei einem Besuch an Stralsund erinnert. Architektonische Bezüge zu norddeutschen Städten sind unverkennbar. Misins erinnerte an die “Stuben” in der Großen und Kleinen Gilde in der Innenstadt, die nach den westfälischen Städten Münster und Soest benannt sind. Westfälische Kaufleute haben den Rigaer Baustil stark beeinflusst. Der Historiker endete im 16. Jahrhundert, als Riga bereits 16.000 Einwohner umfasste, was für damalige Verhältnisse eine Großstadt bedeutete. Misins bedauerte, dass die Hanse-Identität Rigas kaum noch präsent sei.


Udo Bongartz  




 
     
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