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Lettischer Pavillon mit den Porzellanskulpturen Skuja Bradens findet auf der Venedig-Biennale große Beachtung
30.04.2022


Skuja Bradens Ausstellung in Venedig

Skuja Bradens Ausstellung in Venedig, Foto: LCCA

Skuja Braden ist eine Kunst-Person aus zwei Individuen: Einem Künstlerinnenpaar, der Lettin Inguna Skuja und der US-Amerikanerin Melissa Braden. Die beiden lernten sich bei einem studentischen Austauschprogramm in den USA kennen und lieben, verbrachten auch eine gemeinsame Zeit in einem buddhistischen Kloster in Kalifornien. Seit vielen Jahren leben sie in Lettland. Unter dem Namen Skuja Braden stellen sie fantasievoll bemalte Porzellanskulpturen mit teils pikant erotischen Motiven her. In diesem Jahr gestaltete Skuja Braden den lettischen Pavillon auf der Biennale di Venezia. Das Thema lautet: “Wasser am Flussufer verkaufen”. Das Lettische Zentrum für zeitgenössische Kunst (LCCA) organisierte die Ausstellung, die am 21. April feierlich eröffnet wurde. Laut LCCA-Informationen gewinnen die Arbeiten Skuja Bradens außergewöhnlich große Aufmerksamkeit (lcca.lv).


Rachel Wetzler beschrieb für “Art in America” jene Ausstellungen in Venedig, die ihr am besten gefallen, darunter die lettische: “Aber mein Favorit des Tages war der lettische Pavillon, eine skurrile Installation aus hunderten von Porzellanobjekten des Duos Skuja Braden, die aus surrealen häuslichen Konfigurationen arrangiert wurden: Beispielsweise ein Schminktisch, der mit Porzellan-Dolchen, Totenköpfen und Weihegaben gesäumt ist, die Füße seines Stuhls, mit Büscheln geschmückt, ist mit Augäpfeln bedeckt. Die Presseerklärung erwähnt verschiedene Schlagworte (Zen Buddhismus, Postsozialismus, Neoliberalismus) als eine Art Erklärung für diese rebellische Inszenierung, aber sie sind kaum notwendig; die Arbeit vollbringt das allzu seltene Kunststück, für sich selbst zu sprechen.” (artnews.com)


Mangels der Möglichkeit zu eigener Anschauung im lauschigen Venedig seien hier dennoch einige Informationen aus den LCCA-Pressemitteilungen wiedergegeben. Die Ausstellung ist in unterschiedlichen Niveaus von unten nach oben angeordnet, vom profanen Boden (wo Putin steht) bis fast zur spirituellen Decke. Sie gliedern das mentale, physische und spirituelle Sein und die Privatsphären Skuja Bradens im eigenen künstlichen Zuhause. Damit wünscht sie zugleich, verschiedene Ansichten der Geschichte der baltischen Region zu vermitteln und die Bereitschaft der baltischen Bevölkerung zu prüfen, sich mit den heutigen Herausforderungen auseinanderzusetzen, zum Beispiel mit der zunehmenden Polarisierung unterschiedlicher Meinungen. Skuja Braden hat einen zutiefst persönlichen Bezug zu ihrem Material Porzellan, das sie frei zu gestalten und zu bemalen beherrscht.


Der Titel der Ausstellung stammt von einem japanischen Zen-Meister, der einmal geschrieben habe, dass er vierzig Jahre Wasser an einem Flussufer verkauft habe; seine Arbeit gänzlich ohne Verdienst gewesen seien. Damit habe er laut Skuja Braden erklären wollen, dass wir schon alles hätten, was wir benötigten, dass der Fluss fließt, ob wir wollen oder nicht, dass die Erleuchtung nur im einzelnen selbst zu finden sei. Der Pavillon als das Haus von Skuja Braden sei eine dem Fluss vergleichbare Metapher. Beide beinhalteten verschiedene Stufen des Bewusstseins, signalisierten die verschwommenen Grenzen zwischen Privatheit und Öffentlichkeit. Es stellten sich Fragen, wie das Zusammenleben bei den diversen Erschütterungen in der heutigen Zeit funktionieren soll. “Jetzt, wenn Gastfreundschaft ein neoliberales Konsumgut geworden ist und die Abneigung gegen alles, was konzeptionell oder physisch andersartig ist, rapide wächst, lassen sich soziale Gruppen wie gemäß eines Manifests gegen den `Gast` vereinen.” Die Ausstellung in Venedig ist noch bis 27. November 2022 geöffnet. (latvianpavilion.lv)


UB 

 




 
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