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Nachricht des Tages (30.4): Lettischer Berufskraftfahrer korrigiert Flüssigladung
29.04.2007


Vermutlich hatte sich der 40jährige Lette bloß Sorgen über das zulässige Gesamtgewicht seines Lasters gemacht: anders nämlich kann man sich den Fund in seinem Führerhaus nicht erklären, den die Oldesloer Autobahnpolizei am 26. April auf der A 1 machte. Die Rede ist von einer große Plastikflasche mit einer klaren, beißend riechenden Flüssigkeit, der der gute Mann bereits seit dem Start seiner Tour im niederländischen Venlo zugesprochen haben muß. Es fehlte nämlich etwa ein halber Liter, der sich mit einer Marke von 2,7 Promille in seinem Blut wiederfand - und zwar in Gestalt von Äthanol.
 
Und genau 25 Tonnen dieses hochentzündlichen Alkohols machten auch die Ladung des Lastkraftwagens aus. Denkbar also, daß der Fahrer am Morgen entdeckt hatte, daß sein Gefahrguttransporter um winzige 1,5 Liter überladen war. Was tun, wenn der nächste Termin drängt? Natürlich: die überflüssige Menge abzapfen, man will doch schließlich keinen Ärger bei einer LKW-Kontrolle haben. Aber den Stoff einfach wegschütten? I wo, ist ja schon bezahlt. Also, zuerst einen Schluck zur Stärkung und auf geht's zur Piste!

Und so dürfte die Maßnahme zur Senkung des zulässigen Gesamtgewichts ihren weiteren Lauf genommen haben, bis gegen 9.44 Uhr besorgte Autofahrer die Polizei verständigten: ihnen war ein in Schlangenlinien daherfahrender Laster auf der A 1 aufgefallen. Und nicht nur das: wie das Hamburger Abendblatt berichtet, hat der Lette auch noch zwei andere LKW abgedrängt, was ihm jetzt auch noch eine Anzeige wegen Verkehrsgefährdung einbringt (27. April).

Die Verfolgung des Äthanol-Eigenvernichters gestaltete sich zwar nicht so ganz dramatisch wie in der allseits beliebten Auto-Zerdepper-Serie Alarm für Cobra 11, war jedoch auch nicht ganz ohne. "Erst hinter Bad Oldesloe konnten die Polizisten den Betrunkenen stoppen. Zuvor hatte der Mann alle Haltesignale ignoriert. 'Normales Anhalten war nicht möglich, wir mußten ihn vorsichtig herunterbremsen', sagt Polizist Mirko Jahns (35). Der Lette steuerte den Lkw mit zwei Reifen auf die weiche Bankette", so das Hamburger Abendblatt. Zum Glück kam es dabei zu keinem Cobra-11-Finale, denn bei diesem Fehlmanöver hätte der Sattelzug leicht umkippen können - bei hochentzündlicher Ladung eine äußerst gefährliche Situation.

Der selbstlose Einsatz des lettischen Kraftfahrers zur Vernichtung überflüssigen Alkohols, sein einfacher, aber wirkungsvoller Kniff zur Herstellung des zulässigen Gesamtgewichts - alles umsonst nun, der Mann ist jetzt auch seinen Führerschein los, denn für Lenker von Gefahrguttransportern gilt ein absolutes Alkoholverbot.

Im übrigen: um die europaweit beeindruckende, gar erschreckende Bilanz der Trunkenheitsfahrten auf lettischen Straßen zum Besseren zu korrigieren, will der Innenminister der Baltenrepublik, Ivars Godmanis, härtere Bandagen nicht mehr ausschließen. Die verantwortungslosen Autofahrer würden bloß "auf alles spucken, das dürfen wir nicht hinnehmen", erklärte der sichtlich entzürnte Politiker kürzlich bei einer Diskussionsveranstaltung zum Verkehrsicherheitsprogramm 2007-2013. An die aktuellen Bußgelder hätten sich alle schon gewöhnt, umgerechnet 711 Euro und Arrest schreckten niemanden mehr besonders. Sollte es zu keiner positiven Wende kommen, werde man per Gesetzesnovelle dafür sorgen, daß für 2 Promille und mehr am Steuer das Fahrzeug eingezogen werden könne (postfactum.lv, 27. April). Angesichts des gerade genannten Grenzwerts klingt die Parole vom entschiedenen Durchgreifen gegen Alkoholsünder dann aber leider nicht mehr so überzeugend...

-OJR- 




 
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