Lettisches Centrum Münster e.V.

   

Russland hofft auf Lettland
11.02.2015


Der russische Botschafter bei einem VortragIn diesen Zeiten reibt man sich verwundert die Augen und traut seinen Ohren nicht. Was ist aus Europa geworden? Politiker und Medien bemühen verstaubte Feindbilder und verteilen die Rollen der Guten und Bösen wie in einem billigen Kitschroman. Und die Guten schicken sich schon wieder an, den Frieden mit Waffengewalt erzwingen zu wollen, als wären Afghanistan, Irak und Libyen nicht Lehre genug gewesen. Als auf der Münchener Konferenz der russische Außenminister Sergej Lawrow die Position seiner Regierung dargelegt hatte, zeigte sich Transatlantiker Friedrich Merz künstlich empört und es wirkte wie abgesprochen: "Wir sind alle vollkommen geschockt gewesen." Über Lawrows Positionen mag der Leser, die Leserin denken, was er oder sie will, wohlwollend oder kritisch. Doch Russlands Vertreter hatte nur im geziemenden Ton das Erwartete gesagt, das bot niemandem Anlass, den Empörten zu spielen oder einen Schockzustand zu inszenieren. Die Eindimensionalität eines Friedrich Merz ist schockierender. Mit welchen Scheuklappen muss jemand auf die westliche Sicht der Dinge fixiert sein, um eine solch gefährliche Unfähigkeit zum Perspektivenwechsel zur Schau zu stellen? Sein Parteifreund Willy Wimmer, der einst OSZE-Vizepräsident war, empfahl jüngst in einer düsteren Rede Studenten, in die Kirche zu gehen, um für den Frieden zu beten. Das Verhalten seiner Politiker-Kollegen bietet viel Anlass dazu. Doch gerade jetzt, wo in transatlantischen Zirkeln wieder mal Bombenstimmung herrscht, hat der Russe ausgerechnet an der Rigaer Bucht ein seltsames Ei abgelegt. Könnte gerade hier eine Friedenstaube schlüpfen?

Alexander Weschnakow, Foto:"Aleksandr Veshnyakov02" by Alma Pater - Paša darbs. Licensed under CC BY-SA 3.0 via Wikimedia Commons.

 

Russisches Lob für Edgars Rink?vi?s

Russlands Botschafter in Riga fand in seiner Pressekonferenz vom 10.2.2015 lobende Worte für die lettische Regierung. Die Brücken seien nicht verbrannt, der Dialog werde fortgesetzt. Lettland könne zur Brücke zwischen der EU und Russland werden. "Wir sind an einer Zusammenarbeit in Europa interessiert," meinte Alexander Weschnakow. Zudem lobte er den lettischen Außenminister Edgars Rink?vi?s, dass er im Januar dem Kreml einen Besuch abstattete. Rink?vi?s erweckt bei den nationalkonservativen Hardlinern im eigenen Kabinett Misstrauen. Er vertrete die Positionen der EU und nicht jene Lettlands. Die lettische Regierung, die gerade die EU-Ratspräsidentschaft innehatt, verhält sich deutlich gemäßigter als die polnischen und litauischen Nachbarn. Während dort Ukraines Waffenbrüder bereits Gewehr bei Fuß zu stehen scheinen, hat Lettland bislang Waffenlieferungen oder eine Kriegsbeteiligung ausgeschlossen. Die lettische EU-Ratspräsidentschaft erfolgt in brisanter Zeit. Es ist zu hoffen, dass die Tauben die Falken mit List überwinden werden.

 

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Externer Linkhinweis:

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youtube.com: The Media War: Clash of Realities in the Ukraine Conflict




 
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