Lettisches Centrum Münster e.V.

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Lettland: Hitzerekorde in der Mittsommernachtswoche
25.06.2021


Hitze, Unwetter und Alkohol forderten Opfer

Unwetter über der Ostsee, Foto: Arnold Paul - Selbst erstellt, CC BY-SA 2.5, Saite

 

Die Hitzewelle über Osteuropa machte in den letzten Tagen auch Lettinnen und Letten zu schaffen. Tagsüber signalisierte das Thermometer vielerorts über 30 Grad, nachts noch über 20. In Riga fiel es in der Nacht vom 22. auf den 23. Juni nicht unter 24 Grad, ein absoluter Rekord in der lettischen Wetteraufzeichnung. Die Temperaturen erreichten mancherorts wieder Tagesrekorde, zum Beispiel in Daugavgriva, wo am 22. Juni 32,1 Grad gemessen wurden (lsm.lv). Das Lettische Zentrum für Umwelt, Geologie und Metereologie (LVGM) rief für den Osten des Landes wegen erhöhter Brandgefahr die höchste Warnstufe Rot aus. Die brütende Hitze endete am 23., am Ligo-Tag, dem die Johannisnacht folgt, in schweren Unwettern mit Blitz, Donner, Hagel, Starkregen, Sturmböen und Überschwemmungen (lsm.lv). Auch in den Flüssen maß das LVGM bislang unerreichte Temperaturen bis zu 29,7 Grad. An den Ufern der Ortschaft Vaikulanis wurde die Daugava bis zu 27,5 Grad warm. Die Wetterextreme bedingten tödliche Unfälle und Verletzungen.


In den letzten Tagen herrschte in den Zentralen der Feuerwehr und der medizinischen Rettungsdienste Hochbetrieb. In der Johannisnacht stürzte in der Gemeinde Sala ein Baum auf einen 46jährigen Mann, der gerade angelte; die Rettungssanitäter konnten nur noch seinen Tod feststellen. Zahlreiche Anrufer informierten die Feuerwehr über entwurzelte Bäume, von denen einige Dächer zertrümmert hatten. In Vidzeme fiel ein Baum auf das Zelt eines elfjährigen Jungen, der mit Kopfverletzungen ins Krankenhaus musste. Auf Station endeten die Festtage auch für 16 Menschen, die wegen Überhitzung oder Hitzschlag medizinisch behandelt werden mussten.  


Die übrigen Unfälle und Verletzungen scheinen weniger durch Hitze und Unwetter als durch leichtsinniges Verhalten bedingt. Die Feuerwehr registrierte eine deutlich erhöhte Zahl von Brandverletzungen, die sich Feiernde am Lagerfeuer zuzogen. Sie sei vierfach so hoch wie in der Johannisnacht der letzten Jahre gewesen. Zum Brauch gehört es, ein Lagerfeuer anzuzünden und darüber zu springen. Dazu gehört eine gewisse Körperbeherrschung, die durch Alkohol beeinträchtigt wird. Eine weitere Ursache für Verbrennungen war das leichtsinnige Hantieren mit Benzin oder anderen Flüssigkeiten beim Grillanzünden. Insgesamt erlitten 41 Menschen Brandverletzungen, in einigen Fällen war die Haut bis zu 60 Prozent verbrannt. Drei Menschen ertranken in dieser Nacht, weil sie alkoholisiert badeten (lsm.lv).


Die Ärzte der Rigaer Kinderklinik warnen, dass die Hitze gerade für Kinder gefährlich ist. In den letzten Tagen steigerte sich die Zahl der Notfälle von vormals durchschnittlich 50 bis 70 auf über 170. Oberärztin Renate Snipe warnte davor, Kinder ungeschützt Sonne und Hitze auszusetzen: “Die Zahl der Kinder steigt an, die Durchfall haben oder wegen verschiedener Darminfektionen erbrechen. Durchfall und Erbrechen bei kleinen Kindern sind sehr gefährlich, besonders bei hohen Temperaturen. Der Organismus dehydriert rasch und bei den Kindern können sehr schnell die Nieren versagen. Vor allem wenn nicht einmal der Durst ordentlich gelöscht werden kann, ist es für sie doppelt gefährlich.” (lsm.lv) Auch bei der Abkühlung im Wasser lauern Gefahren, die Ärzte kämpfen um das Leben eines Kindes, das fast ertrunken ist und ein Mädchen erlitt bei einem Badeunfall einen Kieferbruch.  


Ungewöhnliche Arbeitsbedingungen herrschen in den Operationssälen der Stradina-Klinik: Hier mussten Chirurgen und Patienten in den letzten Tagen tropische Hitze ertragen (la.lv). Klinikleiter Rinalds Mucins erläuterte im Sender Riga TV 24, dass die Gebäude nicht für solche Hitzeperioden geplant worden seien: “In den Operationssälen erhitzt sich die Temperatur bis auf 36 oder sogar 40 Grad... Gewiss ergreifen wir Maßnahmen, wir kaufen Klimaanlagen... Dennoch wollen wir aus diesem Grund eine neue Infrastruktur aufbauen, um nicht nur die Heizung im Winter, sondern auch die Kühlung im Sommer zu gewährleisten.”

UB 




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