Lettland: Saeima verlängert Afghanistan-Einsatz
15.10.2010
Die 15 Länder des UN-Weltsicherheitrats, also neben den ständigen Mitgliedern derzeit auch Bosnien - Herzegowina, Brasilien, Gabun, Japan, Libanon, Mexiko, Nigeria, Österreich, die Türkei und Uganda, haben am 13.10.10 beschlossen, das `friedenserzwingende` Mandat, so der UN-Jargon, für den Einsatz von NATO-Truppen am Hindukusch für ein Jahr zu verlängern. Die lettische Armee ist derzeit mit 157
ISAF-Soldaten in Afghanistan Unterstützer der US-"Operation andauernde Freiheit". Der Beschluss des höchsten UN-Gremiums wurde einen Tag später von den Parlamentariern der lettischen
Saeima bestätigt. Eine absolute Mehrheit von 64 Abgeordneten, die meisten aus dem Regierungslager, stimmte dafür, 16 waren dagegen. Zu diesen Kritikern des Einsatzes zählen Politiker der
PCTVL (
Par Cilv?ka Ties?b?m Vienot? Latvij?, Für Menschenrechte im vereinten Lettland, sie wird in der 10. Saeima nicht mehr vertreten sein) und des
Saska?as centrs (SC, Zentrum der Eintracht), aber auch J?nis Dukšinskis vom Parteienbündnis Par labu Latviju (PLL, Für ein gutes Lettland). Eine Reihe von SC-Mitgliedern nahm an der Abstimmung nicht teil, darunter ihr Fraktionsvorsitzender J?nis Urbanovi?s. Vier PLL-Stimmen fehlten ebenfalls. Auch ein Abgeordneter der ZZS (
Za?o un zemnieku savien?ba, Union der Grünen und der Bauern), der bekannte lettische Komponist Imants Kalni?š, zog es vor, der Abstimmung fernzubleiben. Ärger verursachte ein Sprachproblem.
Erklärungstext auf "Wikimedia Commons" zum Foto: Der stellvertretende Verteidigungsminister William J. Lynn III schaut auf Häuser und Territorium rund um Kabul, während eines Fluges eines UH-60 Blackhawk Hubschraubers, 9. September 2009. Es war seine erste Reise nach Südwest-Asien, nachdem er als Minister bestätigt worden war. Foto: US-Armee auf Wikimedia Commons
Andris B?rzi?š (PLL) beklagte zuvor auf der Saeima-Tribüne, dass den Parlamentariern der UN-Beschluss nur in englischer Sprache vorlag und verlangte vergeblich eine Verschiebung dieser Entscheidung. Er sah doppelte Moral am Werk: Während man in Beziehung zu anderen Sprachen – zwischen den Zeilen meinte er gewiss das Russische, das im Parlament nicht benutzt werden darf – auf strikte Anforderungen beharre, gebe es gegenüber dem Englischen wiederum andere Kriterien.
Das Nebeneinander von Militärischem und Zivilem prägt den afghanischen Alltag, Foto: Brian Hillegas auf Wikimedia Commons
Beim Afghanistan-Einsatz starben bislang drei lettische Soldaten. Laut aktuellen Angaben der Webseite icasualties.org verloren bis heute 2158 ISAF-Soldaten in Afghanistan ihr Leben, davon allein 1109 in den letzten anderthalb Jahren. 2010 ist schon jetzt mit 588 Gefallenen trauriges Rekordjahr. UN-Berichterstatter registrierten für 2009 auch mal eine Zahl afghanischer Opfer: 2412 tote Zivilisten.
Stand: 18.10.10
UB
Weiterer LP-Artikel zum Thema:
Tod eines lettischen ISAF-Soldaten
Externe Linkhinweise:
tagesschau.de: Über zivile Opfer in Afghanistanicasualties. org: Opferzahlen unter ISAF-Soldaten