Russische Sanktionen: Lettische Milchbauern sind über EU-Hilfe enttäuscht
22.11.2014
Fallende Milchpreise, kaum Verdienst, Ärger mit den Banken und Kühe, die versorgt werden wollen. Das sind die Folgen des Lebensmittel-Embargos, das die russische Regierung im August als Reaktion auf EU-Sanktionen gegen westliche Staaten verhängte. Die baltischen Milchproduzenten haben einen wichtigen Exportmarkt verloren. Lettische Bauern dürfen Milch und Käse nicht mehr nach Russland liefern. Unfreiwillig tragen sie ihr Scherflein zur eu-weiten Deflationsgefahr bei: Statt 30 Cent wie im letzten Sommer erhalten sie in den Molkereien derzeit nur noch 17 Cent pro Liter. Ihr Einkommen habe sich um 40 Prozent verringert, sagte Ieva Rutkovska, Vertreterin der Agrarwirtschaft, am 13.11.2014 der Tageszeitung Diena. Oftmals deckt der Verkaufspreis nicht mal die Betriebskosten. Die Bauern hoffen auf finanzielle Hilfen. Sie erwägen bereits, ihren Viehbestand zu verringern, halten aber auch nach neuen Absatzmärkten Ausschau, sogar Afrika ist im Gespräch. Anfang November bewilligte Laimdota Straujumas Kabinett fast 8 Millionen Euro für die Milchwirtschaft. Doch das reicht nicht, die Verluste sind weitaus größer. Am 18.11.2014 versprach der neue Agrarkommissar Phil Hogan den lettischen Milchbauern 7,7 Millionen Euro. Die hiesige Agrarlobby reagierte enttäuscht. Hogans Vorgänger Dacian Ciolo? hatte, als er im September Riga besuchte, 20 Millionen angekündigt.
Melken für die Katz? Foto: JH auf Wikimedia Commons
Besser als nichts ist zuwenig
"Wenn wir auf die früheren Exportanteile einzelner Staaten nach Russland schauen und auf den Preisverfall seit Beginn der Krise, bemerken wir, dass die Milchbranche in Lettland, Litauen und Estland in besonders nachteiliger Weise betroffen ist. Daher bin ich erfreut, dass die Kommission beabsichtigt, in allen drei Ländern finanzielle Unterstützung für die Milchbauern bereitzustellen, welche als Folge des russischen Embargos sich in außergewöhnlicher Weise mit Liquiditätsproblemen konfrontiert sehen," erklärte EU-Kommissar Hogan der Presse. Noch ist unklar, ob es sich bei den genannten 7,7 Millionen nur um eine Einmalzahlung handelt. Das reiche nach Ansicht lettischer Agrarvertreter nur hin, um die Verluste von ein bis zwei Monaten zu decken. Die EU-Kommission steckt derzeit selbst in einer Finanzierungsklemme, denn ihr Haushaltsentwurf für 2015 wurde gerade vom Straßburger Parlament abgelehnt. Die zugesagte Summe sei besser als nichts, meinte EU-Abgeordnete Sandra Kalniete, die Mitglied im Agrarausschuss des Parlaments ist. Doch lettische Agrarlobbyisten beurteilen den zu geringen finanziellen Ausgleich skeptischer. Trotz der zugesagten Zahlungen werden die Milcherzeuger bis zum Jahresende 13,9 Millionen Euro Verluste verkraften müssen, schätzte lsm.lv am 19.11.2014.
Kühe im Melkkarussell, Foto: Gunnar Richter Namenlos.net auf Wikimedia Commons, Lizenz
Geplante Proteste in Brüssel
Agrarverteter Uldis Kriev?rs formulierte in der Diena vom 19.11.2014 deutliche Kritik. Man könne klar sehen, dass die Letten sich in der EU-Peripherie befänden. Ihre Probleme bestimmten nicht die EU-Tagesordnung. Wenn die Landwirtschaft der alten EU-Länder in einer vergleichbaren Situation wäre, dann würde schneller und umfangreicher gehandelt. Nahezu zwei Prozent des Agrarfonds` sei für Krisenfälle vorgesehen. Doch nun, wo die Krise eingetreten sei, erhalte man aus dem EU-Fonds nur eine geringfügige Summe. Sein Kollege Juris Lazdi?š zeigt sich in derselben Ausgabe kampfbereit. Im Dezember wollen baltische Bauern zusammen mit finnischen Landwirten in Brüssel demonstrieren. Auch wenn man das erste Signal von der EU empfangen habe, setzten die Bauern ihr Bemühen fort, den Verantwortlichen die kritische Lage zur Kenntnis zu bringen.
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Externe Linkhinweise:
europa.eu: €28 million package for Baltic Milk Producers
diena.lv: Lauksaimnieki: Pieš?irtais EK atbalsts segs tikai divu m?nešu zaud?jumus
diena.lv: Saeima v?rs?sies Eiropas Komisij? ar l?gumu atbalst?t Latvijas piena ražot?jus 1
lsm.lv: EK Latvijas piensaimniekiem pieš?irs atbalstu - 7,7 miljonus eiro; zemnieki neapmierin?ti
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