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Doppelter Standard bei der Produktqualität in West und Ost
03.03.2017


"Mülllebensmittel" - "Unehrlicher Handel, der die Verbraucher zum Narren hält"

TiefkühlpizzaDie ungarische Regierung einigte sich in dieser Woche mit Vertretern der Slowakei und Tschechiens, auf EU-Ebene gegen sogenannte "Mülllebensmittel" internationaler Konzerne vorzugehen. Verbraucher beobachteten unterschiedliche Produktqualität bei denselben Markennamen. So unterscheide sich beispielsweise der Orangensaft eines Herstellers in Farbe und Geschmack, wenn man ihn statt in der Slowakei in Österreich kaufe, obwohl die Verpackung identisch sei. Solche Unterschiede habe eine slowakische Untersuchung bestätigt (lsm.lv). Ob bei löslichem Kaffee, Joghurt, Margarine und vielen weiteren Produkten: Oftmals scheinen die Zutaten in West und Ost verschieden. Die Produzenten rechtfertigen die Unterschiede, weil man sich dem regionalen Geschmack anpassen müsse. Kritiker bezweifeln das und unterstellen den Herstellern Profitmaximierung mit minderer Qualität zulasten der östlichen Konsumenten. Inese Vaidere, lettische EU-Abgeordnete, beobachtete in ihrem Heimatland ähnlich Minderwertiges in den Verkaufsregalen. Als Mitglied des Ausschusses für Binnenmarkt und Verbraucherschutz beklagte sie bereits im April 2016 die "Diskriminierung des osteuropäischen Verbrauchers" (inese-vaidere.lv). Die Vienot?ba-Politikerin vermisst das Engagement ihrer westeuropäischen Kollegen, sich für gleiche Produktqualität im gemeinsamen Binnenmarkt einzusetzen.

Als ein Beispiel nennt Vaidere die Tiefkühlpizza, die in Deutschland mehr Käse beinhalte als in Lettland, Foto: Von Dirk Vorderstraße - Tiefkühlpizza im Backofen, CC BY 2.0, Link

 

Osteuropäer als zweitklassige Verbraucher

Vaidere bemängelt minderwertige Zutaten nicht nur bei Lebensmitteln. Auch bei Reinigungsmitteln, Toilettenartikeln, Kosmetik und Markenkleidung hätten lettische Käufer die Unterschiede bemerkt. Mehrere Studien osteuropäischer Institute bestätigten diesen Eindruck. Vor einigen Jahren habe z.B. der slowakische Verbraucherverband nachgewiesen, dass mehrere internationale Konzerne, unter ihnen Coca-Cola, Nestlé un Tchibo, Produkte unterschiedlicher Zusammensetzung unter demselben Markennamen verkauften. Die Lebensmittel für den osteuropäischen Markt würden in Ungarn oder Polen hergestellt, diejenigen für Westeuropa in westlichen EU-Ländern. Vaidere beobachtete außerdem bei ihren Einkäufen, dass der in Lettland angebotene Kaffee eine wesentlich geringere Haltbarkeitsdauer aufweise. Dabei bekennt sie, dass nicht immer der Hersteller verantwortlich sein müsse: "Es ist möglich, dass daran auch unsere Händler schuld sind, die solche Produkte vom Lieferanten für einen geringeren Preis einkaufen." Das Argument, dass dafür die Ware im Osten billiger feilgeboten werde, lässt Vaidere nicht gelten. Denn das sei nicht immer der Fall. Ware minderer Qualität im Osten unter derselben Marke anzubieten beschreibt sie als Verbrauchertäuschung: "Dieser versteckte und unehrliche Handel, der die Verbraucher zum Narren hält und in Klassen einteilt, ist nicht hinzunehmen." Sie fordert Markenprodukte mit einheitlicher Qualität. Wenn die Hersteller wegen der geringeren Kaufkraft im Osten billigere Produkte anbieten, dann sollten sie das mit einer neuen, günstigeren Produktlinie tun.

Inese Vaidere

Die EU-Abgeordnete Inese Vaidere, Foto: Foto-AG Gymnasium Melle, CC BY-SA 3.0, Saite

 

Westeuropäische Abgeordnete haben kein Interesse

Die EU-Abgeordnete wollte sich in dieser Frage mit ihren Kollegen auf eine gemeinsame öffentliche Erklärung einigen, doch sie ist damit bislang gescheitert. "Wir haben eine Resolution vorbereitet, eine schriftliche Deklaration zu dieser Angelegenheit. Man muss sagen, dass die westeuropäischen Abgeordneten kein großes Interesse an dieser Frage haben. Deshalb ist es schwer, diese völlig berechtigte Forderung durchzusetzen. Aber wir geben nicht auf. Das ist auch eine Angelegenheit eines vereinigten Marktes," sagte sie am 2.3.2017 dem Lettischen Radio. Ihr Anliegen teilen andere osteuropäische Politiker. Die slowakische Regierung will sich nun für entsprechende Gesetzesänderungen auf EU-Ebene einsetzen.




 
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