Lettisches Centrum Münster e.V.

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Kunstausstellung zum 100jährigen Geburtstag der Bildhauerin Lea Davidova-Medene
20.09.2022


Vereinfachen, um Klarheit zu schaffen

Büste von Davidova-Medene, Foto: LNMM

Das Nationale Kunstmuseum (Jana Rozentala laukums 1, Riga) zeigt vom 30. September 2022 bis zum 5. Februar 2023 eine Ausstellung, die an das Lebenswerk der Künstlerin erinnert. Kuratorin Arta Varpa bezeichnet sie als eine der herausragenden Vertreterinnen der lettischen Bildhauerei in der zweiten Hälfte des letzten Jahrhunderts.  


Lea Davidova-Medene wurde am 31. März 1922 im kurländischen Satini geboren. Sie studierte in sowjetischer Zeit an der Rigaer Kunstakademie. 1949 präsentierte sie ihre Diplomarbeit “Die Läuferin”. Varpa beschreibt ihre ersten Skulpturen, die nach den Prinzipien des sozialistischen Realismus` gestaltet worden seien. Während der Tauwetterpolitik Nikita Chruschtschows fand sie zu einem eigenen Ausdruck. Zwar blieben ihre Porträts realistisch, doch sie vereinfachte und verzerrte die Gestalt: Einzelne Gesichtszüge wurden betont, der Hals unnatürlich lang, Details übertrieben oder weggelassen. Die Künstlerin erläuterte ihr Kunstprinzip selbst: “Der Künstler sollte so stark sein, dass er vermag, einfach zu sein. Alles, was die Wahrnehmung erschwert, ist der Arbeit abträglich. Das bleibt eine Trübung an der Oberfläche, die alles verschleiert, das Wasser, das Leben, die Kunst.” Ob sie zur Gestaltung Marmor, Granit, Bronze oder einen anderen Stoff wählte, hing von der Persönlichkeit ab, die sie darstellte.  


Sie erntete das Lob der sozialistischen Kunstkritiker, sie wurde interviewt, nahm an Diskussionen teil, ihre Expertinnenstimme hatte Gewicht. Sie beteiligte sich an zahlreichen Ausstellungen, war Mitglied der Künstlervereinigung der Lettischen SSR und wurde mit Preisen geehrt. Für viele war die Eröffnung des Rigaer Künstlerhauses am Daugavaufer ein entscheidendes Ereignis, auch für Davidova-Medene, die im Parterre ihr Atelier bezog. Die 60er Jahre wurden zur Blütezeit der lettischen Bildhauerei. Varpa beschreibt, wie Davidova-Medene die Zeit nutzte: “Ihre bewunderungswürdige Arbeitsfähigkeit, die von Theodor Zalkalns und Emils Melderis, Klassikern der Bildhauerei, erworbene akademische Ausbildung sowie auch die Entscheidung, sich dem Porträt als eine der beliebtesten und als eine der höchst anerkannten Genres der sowjetischen Kunst zuzuwenden, gestatteten Davidova-Meldere, sich professionell und vollständig zu verwirklichen.”


Die Ausstellung zeigt Skulpturen aus den verschiedenen Werkperioden, begonnen mit der “Fischerin von Rucava” von 1958, ein Porträt von Peteris Upitis zwei Jahre später und den Abbildungen von prominenten Zeitgenossen in den weiteren Jahrzehnten. Zudem werden Dokumente aus dem Familienarchiv und dem Nationalarchiv ausgestellt. Davidova-Medene war auch gefragte Gestalterin von Denkmälern, die an verschiedenen Orten Lettlands zu besichtigen sind. Touristen kennen vielleicht die Skulptur im Wöhrmannpark, die dem bekannten Daina-Sammler Krisjanis Barons gewidmet ist (Dort blickt er recht finster). Lea Davidova-Medene starb am 31. Juli 1986 in Riga.


Udo Bongartz 




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