Lettisches Centrum Münster e.V.

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Lettisches Staatsarchiv besteht seit 60 Jahren
02.01.2022


Vom Archiv der Oktoberrevolution zum Archiv der lettischen Republik

Webseite des Staatsarchivs zur Gründung vor 60 Jahren

Am 30. Dezember 1960 wurde auf Beschluss der bolschewistischen Führung das “Zentrale Staatsarchiv der Oktoberrevolution und des sozialistischen Aufbaus der Lettischen Sozialistischen Sowjetrepublik” in Riga gegründet. Es wurde nach der lettischen Unabhängigkeit 1991 in Lettisches Staatsarchiv umbenannt. Archive dieser Art bestanden auch in anderen Republiken der Sowjetunion, das älteste befand sich seit 1925 in Moskau. Deren Zweck bestand darin, Dokumente der sozialistischen Behörden zentral aufzubewahren und den Zugang zu kontrollieren. Manches blieb geheim, denn den Gegnern der Sowjetunion sollte kein aufschlussreiches Material in die Hände fallen. Manches Dokument hätte offenbart, dass die Machtübernahme nicht ganz so proletarisch erfolgte, wie es vom Regime propagiert worden war. Rigas Angestellte des Zentralarchivs sammelten die Akten staatlicher Instanzen und der kommunalen Behörden Rigas und Jurmalas seit 1940, also seit der Zeit, als die Rote Armee Lettland besetzt hatte. Nach der Unabhängigkeit kamen viele weitere Dokumente hinzu und das Archiv erhielt neue Aufgaben.


1990, als Lettland noch eine sozialistische Sowjetrepublik war, umfasste das Zentralarchiv etwa 630.000 Einheiten; bis 2004 vergrößerte es sich auf nahezu 2,6 Millionen. Die Dokumente sind in 23 Abteilungen gelagert und beanspruchen 6258 Quadratmeter Fläche. Bereits zur Sowjetzeit reichte der Platz im benachbarten Staatlichen Geschichtsarchiv an der Slokas iela 16 nicht aus. Dort werden ältere, häufig handschriftliche deutschsprachige Dokumente aus den letzten Jahrhunderten aufbewahrt. In den 80er Jahren entstand ein Gebäudekomplex in unmittelbarer Nachbarschaft, an der Bezdeligu iela 1a. Als nach 1991 das Archiv noch für die Akten der Sozialdemokratischen Partei Lettlands, der Lettischen Kommunistischen Partei, des Geheimdienstes KGB und vieles weitere zuständig wurde, kam noch der Neubau an der Skandu iela 14 hinzu. Auch die bekannten “Tscheka-Säcke”, die erhaltenen Personal-Karteikarten des berüchtigten Geheimdiensts, befinden sich in der Obhut des Staatsarchivs.


Mit Archiv-Dokumenten können Bürger nachweisen, dass sie zur Zeit der Sowjetunion zu Unrecht verfolgt worden waren oder Besitz bekunden, den der sozialistische Staat enteignet hatte. Heutzutage sind Lettlands Archive für interessierte Privatpersonen und Forscher kostenlos zugänglich. Die Archivare kooperieren mit politischen Parteien, gesellschaftlichen Organisationen, Exilvereinen und Privatarchiven, mit der staatlichen Historikerkommission und Geschichtslehrern. Die Mitarbeiter organisieren Konferenzen und Exkursionen für Schüler und Studierende. Neue Forschungsergebnisse erscheinen in eigenen Publikationen und im Internet. Der amtierende Archivdirektor Artis Freimanis wies gegenüber der LSM-Journalistin Madara Licite darauf hin, dass zur Archivarbeit Recherche und Spürsinn gehören: “Die Menschen glauben, dass sich alles im Archiv befindet, aber so leicht ist es nicht. Es ist nicht so, dass man kommt, einen Computerknopf betätigt und alles ist da, hier muss man sämtliche Information zwischen Aktendeckeln suchen.” (lsm.lv) Zum 60. Geburtstag veröffentlichte das Staatsarchiv eine kleine virtuelle Ausstellung in lettischer Sprache: archive.org.lv.

UB

 




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