Latvieðu Centrs Minsterç

   
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In eigener Sache: Jubiläumsfest am 4. September - Das Haus des Lettischen Centrums Münster wurde vor 35 Jahren eröffnet
22.08.2021


Vom Gymnasium zum Treffpunkt für deutsch-lettische Begegnungen

LCM-Eröffnung 1986. A. Kadegis hält eine Ansprache, Foto: Sabine Beca, LCM

 

Zwei Tage lang dauerten am 5. und 6. September 1986 die Feierlichkeiten in der Salzmannstraße 152 in Münster. NRW-Ministerpräsident Johannes Rau und weitere politische Prominenz waren anwesend, außerdem Gäste der Universität und des Stadtrats, die ein Konzert, lettische Spezialitäten und eine Ausstellung mit lettischer Kunst genießen konnten. Schließlich erfolgte die Hausweihe: Der Neubau des Lettischen Centrums Münster (LCM) war eröffnet. Architektin Maija Gobina übergab in Anwesenheit der Projektbetreuer Juris Traucins und Gustavs Silde die Schlüssel dem LCM-Vorsitzenden A. Kadegis. Gobina hoffte darauf, dass das Haus die hohen Erwartungen erfüllen könne, die mit aktiver Kulturarbeit und Verbreitung lettischer Nachrichten immer weiter gestiegen seien. Damals wurden im Gebäude neben Versammlungsräumen auch das Gymnasium samt den Schlafräumen für die Schüler untergebracht. Seit 1951 konnten sie sich in Münster auf das NRW-Abitur vorbereiten, gleichzeitig sich mit der lettischen Sprache und Kultur ihrer Eltern vertraut machen, die als „Displaced Persons“ nach Deutschland gekommen waren. Die Schule wurde 1998 geschlossen, aber das LCM als kultureller Treffpunkt blieb bestehen. Sein 35jähriges Jubiläum wird das LCM am 4. September 2021 feiern.



Bereits am 1. März 1982 wurde das Centrum ins Vereinsregister eingetragen. Seine erste Aufgabe war es, nicht nur neue Räumlichkeiten und Wohnraum für das bereits bestehende Lettische Gymnasium und das Internat zu schaffen, sondern auch für kulturelle Zwecke, für ein Exilarchiv, eine Bibliothek, Museumsräume und lettische Organisationen. Noch im selben Jahr schloss das LCM mit der Stadt Münster einen Vertrag zum Kauf eines 3.600 m² großen Grundstücks an der Salzmannstraße, das 553.000 DM kostete. Schon am Beginn des folgenden Jahres rollten die Bulldozer an und die Schülerinnen und Schüler des Gymnasiums halfen bei den Bauarbeiten und bei den Bepflanzungen. Am 8. Juni 1985 erfolgte die Grundsteinlegung, das Richtfest am lettischen Nationalfeiertag, am 18. November, zu dem sich mehr als 300 Gäste versammelten.  



In der Zeit, als die lettische Unabhängigkeit noch nicht absehbar war, verglich Dichter Andrejs Eglitis das neue Haus, das in den Nationalfarben Weiß und Rot gehalten ist, pathetisch mit einer Kathedrale: "die Kathedrale des Rechts des lettischen Volkes auf Freiheit, die Kathedrale der lettischen Nationalkultur, die Kathedrale der lettischen Sprache, die Kathedrale des Humanismus“. Stadt, NRW-Landesregierung und Bund halfen bei der Finanzierung und stellten fünf Millionen DM zur Verfügung. Allerdings musste die lettische Seite einen Eigenanteil von einer Million aufbringen. Daher verkauften die Gymnasiasten auf Märkten Kunsthandwerk und lettische Speisen oder musizierten; Lettinnen und Letten aus aller Welt spendeten, bis der geforderte Betrag beisammen war.



Das LCM entwickelte sich zu einem Zentrum für vielfältige kulturelle und wissenschaftliche Aktivitäten. Hier treffen sich Chöre und Tanzgruppen, werden lettische Feste gefeiert. Für bildende Künstler stehen eine Galerie und ein Atelier zur Verfügung. Forscher finden Quellen und Dokumente im Archiv und in der Bibliothek, die aus dem Bestand des Gymnasiums übernommen wurde. Heutzutage befindet sich in den LCM-Räumen die größte Sammlung von Exilpublikationen, die bis auf die Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg zurückgehen, als das Gymnasium gegründet wurde. Der gute Geist der Bibliothek war lange Zeit ihre Leiterin Austra Rudzite, die sich in vielen Arbeitsstunden einen Überblick über die Verfügbarkeit der Publikationen verschaffte.



Ergänzend zur Bibliothek können Forscher die Materialien in den Gedenkzimmern für lettische Schriftsteller nutzen: u.a. Peteris Ermanis, dem Schriftstellerpaar Zenta Maurina und Konstantins Raudive sowie Janis Jaunsudrabins. Das LCM beherbergte zur Zeit des Kampfes um die lettische Unabhängigkeit Ende der 80er Jahre das Gesellschaftswissenschaftliche Institut des Freien Lettischen Weltverbands (PBLA), das Exiljugendliche über die aktuelle Situation in Lettland informierte.



Mit der Geschichte des LCM verbunden ist Daugavas Vanagi, eine Organisation ehemaliger lettischer Legionäre, die während des Weltkriegs von der SS überwiegend zwangsrekrutiert wurden. Sie haben mit beträchtlichen finanziellen Mitteln das LCM unterstützt und richteten im Gebäude ein Büro ein. 1991, als sich die wieder gegründete lettische Republik in einer schweren Krise und das Gesundheitssystem vor dem Zusammenbruch befand, lieferten Daugavas Vanagi mit Unterstützung der Johanniter-Unfall-Hilfe vier Tonnen Medikamente nach Lettland. Bis 2008 blieb das LCM ein wichtiger Umschlagplatz für Hilfslieferungen ins Baltikum, viele Freiwillige beteiligten sich.

Heutzutage ist es ein bedeutender Treffpunkt für deutsch-lettische Begegnungen, für alle, die lettische Sprache und Kultur kennenlernen und erforschen wollen. Hier treffen sich Chöre, Tanz- und Theatergruppen. Die Schule „Usins“ bietet Veranstaltungen für Kinder, lettische Lutheraner organisieren Gottesdienste.  



Sein 35jähriges Bestehen feiert das LCM in den nächsten Wochen:

Am 4. September 2021 findet im LCM (Salzmannstraße 152, Münster) um 17 Uhr das zentrale Jubiläumsfest statt. Die lettische Botschafterin Inga Skujina wird ein Grußwort sprechen. Ginta Krievkalna und die lettische Kindertanzgruppe Rudzupuke bieten ein musikalisches Programm. Die Zahl der Plätze ist begrenzt, Anmeldung erforderlich: info@lcm.lv.

Bereits am 28. August 2021 um 16 Uhr besucht der lettische Staatspräsident Egils Levits das LCM. Gäste haben die Gelegenheit, mit ihm zu diskutieren. Weitere Informationen: info@lcm.lv.




 
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