Latviešu Centrs Minsterē

   
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Vom 3. zum 4. September 2022: 17. “Weiße Nacht” (Baltas nakts) in Riga
02.09.2022


Ein künstlicher Sonnenuntergang im Park und vieles mehr

PR-Foto der Stadt Riga

Zunächst hatten die Pariser im Jahr 2002 die Idee, zum Sommerausklang eine Nacht der Kunst und Kultur zu veranstalten. Der Einfall wurde schon bald in den Kulturdezernaten von Brüssel, Madrid und Rom aufgenommen. Seit 2006 beteiligt sich auch Riga an den “Nuits Blanches Europe”. Alle diese Städte befinden sich auf zu südlichen Breitengraden, um natürliche Weiße Nächte zu erleben, also Nächte, wo zur Sommersonnenwende der Stern unseres Planetensystems nicht mehr “untergeht” wie beispielsweise in Sankt Petersburg. Südlich von der russischen Metropole sorgen Künstler mit Lichtinstallationen für helle Nächte. Diesmal orientiert sich das Programm am Europäischen Jahr der Jugend: Zu den Themen gehören Partizipation, Gleichberechtigung, Integration, Wohlbefinden, ein grüneres und digitales Europa sowie die körperliche und geistige Gesundheit junger Menschen. Passanten und Besucher können künstlerische Darbietungen sowohl im Zentrum als auch in einigen Außenvierteln der lettischen Hauptstadt besichtigen.


Bereits seit dem 23. August können Passanten zwischen 21 und 3 Uhr im Park Ziedondarzs (Blumengarten) eine meterhohe künstliche Sonne betrachten, die rötlich glühend hinter einem Bassin zu verschwinden scheint. Naturklänge verstärken die romantische Stimmung. Laut Stadt-PR ermöglicht dieses Objekt den Besuchern, den Ziedondarzs in einer völlig neuen Art zu betrachten und den (scheinbaren) Sonnenuntergang im Zentrum Rigas zu erleben, wo sonst der bebaute Horizont die Sicht auf dieses Naturereignis versperrt (baltanakts.lv). Projektgestalter Janis Bukovskis meint dazu, er habe keine große Show geplant, sondern etwas Minimalistisches mit Atmosphäre (lsm.lv). “Der Garten, wo die Sonne untergeht”, so lautet der Titel der Installation, richtet sich an Menschen, die den Park besuchen, um einen künstlichen Sonnenuntergang zu beobachten, dazu Meeresrauschen und um Vogelstimmen zu hören.


Auch auf dem Basteijkalns am Stadtkanal in der Nähe des Nationaldenkmals können Passanten bereits seit einigen Tagen ab 21 Uhr die Lichtinstallation “Für Frieden!” sehen. Der slowakische Lichtdesigner mit dem Künstlernamen “sedemminut” gestaltete die Silhouetten von 50 leuchtenden Läufern im Umkreis von 100 Metern, wobei Betrachter den Eindruck gewinnen, dass sie sich unterschiedlich schnell fortbewegen. Sie sollen Bewegung als Manifest der menschlichen Emanzipation demonstrieren. Inhaltlich stellt “sedemminuts” Werk eine künstlerische Bitte für Frieden und Freiheit dar, technisch ist es das Ergebnis unkonventioneller Lichtquellen. Die zwei Meter hohen Lichtgestalten waren bereits auf Festivals in Tschechien, der Slowakei und Polen zu sehen. Dace Otomere, Vertreterin des Rigaer Kulturdezernats, hält die Installation wegen der Lage in der Ukraine für hochaktuell.


Unweit der Lichtläufer treffen abendliche Fußgänger im Park des Stadtkanals am Abend des 3. Septembers auf eine weitere Attraktion. Die Estin Alona Movko-Magi gestaltet am Verwaltungsgebäude des Freihafens das Videoprojekt “Biopoiesis”. Dort trifft projiziertes Licht auf eine gefächerte Wasserleinwand. Laut städtischer PR handelt es sich beim Titel um ein Wortspiel, das sowohl Poetisches als auch den biologischen Begriff zur Entstehung des Lebens umfasst. Die Installation war bereits in Tartu am Fluss Embach zu betrachten. „Die Bildsprache der bildschönen und ausdrucksstarken Projektion handelt vom Ursprung, Erinnerung und Urkraft des Wassers, das sich gegen die umgebende Zivilisation stellt.“ Die Musik des estnischen Komponisten Markus Robam begleitet die visuelle Darbietung.


Nicht nur in der Innenstadt, auch in einigen Außenvierteln Rigas erhellen Künstler die Nacht. In Agenskalns jenseits der Daugava präsentieren Choreographen im Garten der Jugend auf der Lapu Straße 24 eine multimediale Kombination aus Performance und Installation, welche Fragmente des Theaterstücks „Brand“ von Henrik Ibsen verwendet. Insgesamt können 20 Veranstaltungen aufgesucht werden, neben Installationen und Performance-Aktionen auch mehrere Konzerte. Zudem gehört die traditionelle Disco-Nacht mit Dichtern wieder dazu. Sie findet diesmal im Park Viesturdarzs nördlich der Innenstadt statt. Diesmal werden auch Architekten Musik auflegen.


Udo Bongartz 

 




 
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