Lettisches Centrum Münster e.V.

   
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Brand beim lettisch-us-amerikanischen Drohnenproduzenten Edge Autonomy in Marupe
10.02.2023


Wahrscheinlich gelangten umweltschädliche Stoffe in die Umwelt

Aus der Liste der englischsprachigen Wikipedia zu abgeschossenen Fluggeräten im derzeitigen Krieg Russlands gegen die Ukraine: Die Drohne Penguin der Firma UAV Factory, heute Edge Autonomy, wurde am 17. August 2022 offenbar von russischen Streitkräften vom Himmel geholt, Screenshot: en.wikipedia.org.

Aus einer zweistöckigen Werkshalle des Drohnenproduzenten Edge Autonomy im Rigaer Vorort Marupe stiegen am frühen Dienstagnachmittag dunkle Rauchschwaden (aprinkis.lv). Als die Löschfahrzeuge der Feuerwehr anrückten, drangen Flammen aus dem Gebäude. 50 Feuerwehrleute, darunter auch eine Einheit des benachbarten Flughafens, brachten den Brand bis zum Abend unter Kontrolle; ihr Einsatz dauerte noch bis Mittwochmittag. Zu ihrer Arbeit gehörte es, mit Sandsäcken die Verbreitung umweltschädlicher Stoffe einzudämmen, die sich mit dem Löschwasser verbreiteten. Die Maruper Firma ist eine Filiale des gleichnamigen US-Unternehmens. Ihre Fluggeräte sind auch für militärische Zwecke nutzbar; Edge Autonomy beliefert u.a. die ukrainische Armee mit Drohnen.  


Mit neun Löschfahrzeugen und weiteren Spezialgeräten waren die Feuerwehrleute im Einsatz. Zwei Arbeiter mussten medizinisch versorgt werden. Etwa 600 Quadratmeter Produktionsfläche wurden zerstört, ein weiteres Gebäude auf dem Werksgelände leicht beschädigt. Janis Vilmanis, ein Vertreter von Edge Autonomy, nannte die Schäden schwerwiegend, konnte sie aber am Dienstag noch nicht beziffern.


Die Anwohner sollten angesichts der dichten Rauchschwaden Fenster und Türen schließen. Die Behörden waren offenbar nicht darüber informiert worden, dass der Drohnenproduzent Gefahrenstoffe lagerte. Ein Vertreter des Umweltdezernats für den Großraum Riga sagte der Presse, dass die Firma keine Genehmigung zum Umgang mit gefährlichen Chemikalien beantragt habe. Nun fehlten der Behörde Informationen und sie prüfe, ob Rechtsverstöße vorliegen. Eine Laboruntersuchung muss jetzt ergeben, welche Schadstoffe in welchen Mengen freigesetzt wurden. Neimanis sagte gegenüber LSM, dass sein Unternehmen alle Vorschriften beachtet habe (lsm.lv).


Bislang gehen Vertreter von Edge Autonomy, der Feuerwehr und der Polizei von einem Unglücksfall wegen eines technischen Versagens aus. Die Polizei ermittelt allerdings, ob ein Verstoß gegen die öffentliche Sicherheit und Ordnung vorliegen könnte. Sie berücksichtigt auch, dass Edge Autonomy u.a. die ukrainische Armee beliefert.


Die US-Zentrale der Firma verlautbarte, dass die Produktion in Marupe am Donnerstag teilweise wieder aufgenommen worden sei. Lettland sei und bleibe für sie der “strategische Standort”. Der Produzent von Starrflügel-Drohnen liefert seine Produkte für militärische, wissenschaftliche und kommerzielle Zwecke in mehr als 70 Länder. Die Maruper Filiale “Edge Autonomy” gehört zu den Unternehmen, mit denen die Regierung Lettland zu einem Rüstungsstandort entwickeln möchte. Es gehört zum lettischen Lobbyverband Federation of Security and Defence Industries of Latvia, dem neben Privatfirmen auch staatliche Hochschulen angehören. Im Jahr 2021 hatte die Maruper Filiale, die früher UAV Factory hieß, einen Umsatz von etwa 8,6 Millionen Euro und erzielte einen Gewinn von knapp 550.000 Euro.


Udo Bongartz 




 
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