Daugava-Hochwasser in der lettischen Stadt Jekabpils
13.01.2023
Einwohner eines Viertels werden bereits evakuiert
Der Damm von Jekabpils, Foto: Jânis Vilniòð - Paða darbs, CC BY-SA 3.0, Saite
Videos zeigen Rettungskräfte an schweren Fahrzeugen, die Sandsäcke füllen und Anwohner, die ihren Besitz vor dem steigenden Wasser in Sicherheit bringen. Polizisten und Feuerwehrleute sind im Einsatz; einige Menschen, die am Ufer der Daugava wohnen, mussten ihre im Wasser versinkenden Häuser bereits verlassen. Noch am Morgen des 13. Januars bestand die Hoffnung, dass der schwankende Wasserpegel die kritische Marke von 8,40 Meter in Jekabpils nicht erreichen würde und die meisten der etwa 22.000 Einwohner verschont blieben. Doch der Live-Chat des lokalen Nachrichtenportals Jekabpilslaiks meldete um 11.50 Uhr den Stand von 8,41 Meter; er erhöhte sich bis 14.20 Uhr auf 8.54 Meter (jekabpilslaiks.lv). Die Bewohner eines ufernahen Plattenbauviertels müssen nun ihre Wohnungen verlassen. Die Stadt hat Busse für den Abtransport in Notquartiere organisiert. Das Hochwasser in einer für den Januar ungewöhnlichen Tauwetterphase ist das höchste seit Jahrzehnten. Noch ist aber der Stand von 1981 nicht erreicht; damals zeigte der Wasserpegel von Jekabpils 8,97 Meter an. Sorgen bereitet Rettungskräfte und Einwohner der Damm, der die Stadt schützt. Augenzeugen haben bereits Risse beobachtet.
Die Metereologen warnten die Region seit Tagen vor möglichen Überschwemmungen und verkündeten die Warnstufe Rot. Die Stadt Jekabpils bereitete sich auf Evakuierungen vor. Doch noch am Morgen des 13. Januars schien es so, als käme es zu keinen größeren Überschwemmungen, weil der Wasserstand unterhalb der kritischen Marke blieb und zeitweise zurückging. Eine Lokalredakteurin berichtete am Morgen im Radio, dass die Stadt die Evakuierung noch nicht beschlossen habe (lsm.lv). Doch als die ersten Häuser umspült wurden, das Wasser durch Kanaldeckel drang und ufernahe Straßen überschwemmte, brachen die Lehrer in den Schulen, die sich im gefährdeten Gebiet befinden, den Unterricht ab und schickten die Schüler nach Hause. Polizei und Feuerwehr informierten die Bewohner, dass sie ihren Besitz in Sicherheit bringen und sich auf die Evakuierung vorbereiten sollten.
Am Nachmittag bezeichnete Raivis Ragainis, der Bürgermeister von Jekabpils, die Lage als sehr kritisch. Die Situation wird zusätzlich durch die Schicht von Eisbrocken erschwert, die das Hochwasser bedeckt. Sie können sich an Engpässen auftürmen und Wassermassen stauen. Als mögliche Schwachstelle erweist sich der Damm, der die Stadt schützen soll. Bauarbeiter sind mit schweren Fahrzeugen im Einsatz, um die Risse mit Sandsäcken zu verstopfen, Ragainis warnt: "Die Daugava kann sehr schnell ein neues Bett finden und sich ihren Weg durch das Mikrorajon an der Celtnieku Straße bahnen." Über die Zahl der zu Evakuierenden wollte der Bürgermeister keine Angaben machen, weil ein Teil der Einwohner mit dem eigenen Auto das Viertel verlassen hat. Um 16.20 Uhr erreichte der Wasserpegel den Stand von 8.61 Metern. Die Feuerwehr informierte die Bevölkerung, im Falle eines Sirenenalarms Radio oder Fernsehen einzuschalten.
Udo Bongartz
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