Militärparade zum lettischen Nationalfeiertag am 18. November 2022
19.11.2022
Staatspräsident Egils Levits begrüßt die Stärkung der Armee
Egils Levits grüßt die Soldaten, Foto: Valsts Kanceleja, CC BY-NC-SA 2.0
Am 18. November 1918 wurde die lettische Republik proklamiert. Dieser Tag ist das höchste nationale Gedenkereignis der Letten, das alljährlich mit einem traditionsreichen Programm gefeiert wird. Zu den Höhepunkten gehört die Militärparade auf der Uferstraße des 11. Novembers in Riga. Tausende Zuschauer flankierten das Ereignis, die Parade wurde auch diesmal live vom Fernsehen übertragen. Neben etwa 1500 Soldaten der Nationalen Streitkräfte (NBS) nahmen auch Nationalgardisten, Feuerwehrleute und Polizisten teil. Zudem marschierten Vertreter von NATO-Verbündeten, unter anderem Deutschland, unter eigener Flagge mit. Zum Aufmarsch gehörte eine Waffenschau zur See, zu Lande und in der Luft. Staatspräsident Egils Levits hielt als oberster Befehlshaber der lettischen Armee die Ansprache.
Für Egils Levits ist der Nationalfeiertag ein anstrengender Tag. Auf seiner präsidialen Webseite sind mehr als ein Dutzend Reden gespeichert, die er aus diesem Anlass halten musste, u.a. in der Saeima, abends vor dem Nationaldenkmal und eben nachmittags vor dem Militär (president.lv). Auf der Tribüne mit Spitzenpersonal aus Politik und Armee befand sich neben Levits der noch amtierende Verteidigungsminister Artis Pabriks. Gemeinsam mit Leonids Kalnins, dem Oberkommandeur der NBS, begrüßten sie in militärischer Manier die Soldaten.
In seiner Ansprache kündigte Levits an, dass die Aufrüstung der lettischen Armee und die Erziehung der Gesellschaft zum Militärischen weiter fortgesetzt wird: „In den nächsten Jahren werden sich die Ressourcen der bewaffneten Streitkräfte des Landes merklich vergrößern. Es wird eine Wehrpflicht geben und in allen Schulen staatliche Wehrkunde gelehrt.“ (president.lv) Levits setzt Sicherheit und Widerstandsfähigkeit mit militärischer Stärke gleich. Er zeigte sich erfreut über die Anwesenheit vieler junger Soldaten; ihr militärischer Dienst deutete er als Nachweis dafür, dass sie „die Liebe zu Lettland im Herzen tragen“. Zudem appellierte er an die Einheit von Volk und Armee, die „von entscheidender Bedeutung“ sei, „denn wir stehen alle gemeinsam für Lettland“.
An der Parade nahmen auch Soldaten aus der Ukraine teil, die nach Levits` Anschauung ein Vorposten des Westens, ein Vorposten der Demokratie und der Freiheit darstellt: „Wir schützen gemeinsam mit unseren Verbündeten die Ostgrenze der EU, die auch unsere Staatsgrenze ist. Das ist auch die Grenze der Freiheit, der nationalen Selbstbestimmung, des Rechts und der Demokratie. Lettland unterstützt die Ukraine und ihre tapfere Armee und das Volk. Die Ukraine verteidigt sich und gleichzeitig auch uns - die gesamte westliche Welt, alle Demokratien.“ Lettland hat bislang der Ukraine Waffen im Wert von 300 Millionen Euro geliefert. Dazu gehören Raketen zur Abwehr von Kampfflugzeugen und Panzern, Artillerie, Hubschrauber, Drohnen, Munition und persönliche Ausrüstung.
Ab 13.30 Uhr waren zuvor Soldaten, Nationalgardisten, Polizisten und Feuerwehrleute auf der Uferstraße des 11. Novembers marschiert (sargs.lv). Auch der 11. November markiert ein nationales Gedenken: Er erinnert an den Sieg der lettischen Republikaner über die zaristische „westrussische Befreiungsarmee“ im Jahr 1919 und ist lettischer Soldatengedenktag. Die Soldaten aus dem In- und Ausland präsentierten ihre Waffen, die von Jahr zu Jahr martialischer werden. Am Himmel waren unter den Militärflugzeugen u.a. zwei Eurofighter der Bundeswehr zu sehen, die sich derzeit an der NATO-Luftraumüberwachung des Baltikums beteiligen. Zum zahlreichen Kriegsgerät, das an der Tribüne des Staatspräsidenten vorbeirollte, gehörte die Drohne „Atlas Pro“ und das Transportfahrzeug „Fox“, die in Lettland produziert werden. Lettische Regierungen sind seit 2014 bestrebt, im Rahmen ihrer Aufrüstungspläne die mittlere Baltenrepublik zu einem Standort der Waffenindustrie zu entwickeln. Die Soldaten präsentierten u.a. das gepanzerte Transportfahrzeug 6x6 der finnischen Firma Patria. Der noch amtierende Verteidigungsminister Artis Pabriks plant, es zukünftig in Lettland herzustellen. Carsten Stawitzki, Vizeadmiral und Abteilungsleiter des Beschaffungswesen des deutschen Verteidigungsministeriums, unterzeichnete am 14. Juni 2022 eine Absichtserklärung, die bekundet, dass sich auch die Deutschen neben Finnen, Letten, Esten und Schweden an der Produktion des 6x6 beteiligen wollen. (sargs.lv)
Udo Bongartz
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