Lettisches Centrum Münster e.V.

   

Sind Euro-Skeptiker doof?
21.12.2012


euro-BanknotenDiese reichlich polemische Frage ließe sich aus den Ergebnissen einer jüngst veröffentlichen Umfrage schlussfolgern. Im Oktober befragte das demoskopische Institut TNS Latvia 1014 lettische Einwohner zwischen 15 und 74 Jahren, was sie von der geplanten Euro-Einführung im Januar 2014 halten. Die Meinungsforscher erkundigten sich dabei auch nach dem Bildungsstand. Es zeigte sich, dass Personen mit höherem Schulabschluss den Euro für Lettland eher befürworten, Schulabbrecher hingegen den Lats lieber behalten wollen. Die TNS-Webseite informierte am 20.12.12 über die Ergebnisse. Demnach befürworten nur 35 Prozent aller Befragten den Regierungskurs, dass Lettland Teil der Euro-Zone wird. Von den Euro-Befürwortern wünschen allerdings 25 Prozent eine spätere Einführung. Entschieden gegen das neue Geld äußern sich 37 Prozent und unter ihnen befinden sich öfter Menschen mit weniger oder nicht abgeschlossener schulischer Bildung. In der Gruppe der geringer Qualifizierten lehnt eine Mehrheit von 56 Prozent die Gemeinschaftswährung ab, dagegen bilden die Euro-Gegner unter den Personen mit Hochschulreife mit 33 bis 35 Prozent eine Minderheit.

Der Euro soll bald auch lettisches Zahlungsmittel werden, Foto: Friedrich.Kromberg auf Wikimedia Commons

 

Der Lats ist nur ein Scheinselbstständiger

Es wäre grob fahrlässig aus solchen in den Medien kolportierten Ergebnissen Kurzschlüsse zu ziehen. Zwischen `höher` Gebildeten, die oftmals - aber längst nicht immer - wohlhabender sind, und `niedriger` Qualifizierten, die tendenziell ärmer sind, bestehen unterschiedliche Interessen. Das wird aus den Begründungen ersichtlich: Euro-Befürworter schätzen das leichtere und gebührenlose Bezahlen in den westlichen Nachbarländern, sie haben also das nötige Reisegeld. Außerdem verstehen sie Lettland als Teil Europas und wollen daher über die entsprechende Währung verfügen. Das könne Investitionen erleichtern und die wirtschaftliche Situation verbessern. Lats-Anhänger fürchten dagegen um die Stabilität der Euro-Zone, hängen an der lettischen Währung als nationales Symbol und fürchten, dass Geschäftsleute die Euro-Umstellung für Preiserhöhungen nutzen. Das Argument der lettischen Euro-Skeptiker, der Lats sei stabiler, ist allerdings ein schwaches: Die lettische Währung ist seit 2004 strikt am Euro gebunden. Die lettische Regierung kürzte 2009, zur Zeit der Parex-Bank-Krise, lieber massiv Gehälter als einer Abwertung zuzustimmen. Die Möglichkeit, den Wert der eigenen Währung herabzustufen, wäre aber das rationalste und entscheidende Argument für den Fortbestand des Lats` gewesen. Die TNS-Finanzexpertin Ilva Pudule tröstet die Euro-Befürworter, die sich bislang offenbar noch in der Minderheit befinden. Sie weist auf die estnischen Nachbarn hin: Auch dort sei die Bevölkerung gegenüber dem Euro skeptisch gewesen, doch nun, nachdem das neue Zahlungsmittel dort Alltag geworden ist, sei die Zustimmung zum Euro verbreiteter.

 

Weitere LP-Artikel zum Thema:

Warum die Letten den Euro demnächst nicht einführen sollten - Kommentar

Lettland: Parlamentarier beschließen, am 1. Januar 2014 den Euro einzuführen

 

Externe Linkhinweise:

lv.la: Eiro ieviešanu neatbalsta p?rsvar? mazizgl?toti cilv?ki

tns.lv: Eiro ieviešanu atbalsta trešda?a Latvijas iedz?vot?ju




 
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