Lettisches Centrum Münster e.V.

   

In Lettland beginnt das Nato-Manöver "Saber Strike"
01.06.2018


Lettischer Kommandeur Leonid Kalnins fordert Anpassung der lettischen Verkehrswege an den militärischen Bedarf

Saber Strike, LogoUS-Kriegsgerät für die internationalen Manöver, die im Juni in den baltischen Ländern und Polen stattfinden, rollte in den letzten Tagen über deutsche Eisen- und Autobahnen. Brigadegeneral Karl Rohrschneider, Stabschef der US-Armee in Europa, informierte Journalisten in Leipzig über "zwei umfangreiche Truppenbewegungen" (freiepresse.de). 1400 US-Militärfahrzeuge, die in Antwerpen anlandeten, wurden Ende Mai durch Deutschland nach Polen transportiert. Außerdem verlegten die US-Streitkräfte 2000 weitere Fahrzeuge für das Manöver "Saber Strike", das sie seit 2010 jährlich mit anderen Nato-Truppen in Osteuropa ausrichten. Die Bundeswehr hilft den Verbündeten bei der Verlegung, Oberst Halvor Adrian, Bundeswehr-Kommandeur des Landeskommandos Sachsen-Anhalt, bezeichnete Deutschland als "Drehscheibe für militärische Transporte". Während Kettenfahrzeuge mit der Bahn verfrachtet wurden, bildeten bereifte Panzerfahrzeuge bis zu zwei Kilometer lange Kolonnen auf süddeutschen Autobahnen. Lettische Militärs warnen die Autofahrer vor Staus, die während des Manövers von Militärfahrzeugen verursacht werden könnten. "Saber Strike" beginnt am 3. Juni auf dem lettischen Übungsgelände in Adazi.

Das Saber-Strike-Logo, Foto: Von U.S. Army Europe Images from Wiesbaden, Germany - Saber Strike 2015 Logo, CC BY 2.0, Link

 

Von Jahr zu Jahr beteiligen sich mehr Nato-Soldaten an der Manöverreihe Saber Strike (Säbelhieb). Zählte man vor acht Jahren 2000 Soldaten, so sind es jetzt schon 18.000, die auf polnischen und baltischen Manöverplätzen die Zusammenarbeit erproben sollen (mil.lv). Unter Führung der US-Army nehmen Truppen aus weiteren 18 Nato-Staaten teil.

In Lettland üben mehr als 3000 Soldaten, darunter neben den lettischen und us-amerikanischen Einheiten Soldaten aus Albanien, Dänemark, Italien, Kanada, Großbritannien, Norwegen, Polen, Slowenien, Spanien und Deutschland. Ziel des Trainings ist es, die Kooperation, Kampfbereitschaft und Reaktionsfähigkeit zu verbessern. Zu den Aufgaben gehört die schnelle Truppenverlegung. Deshalb ist nicht nur Lettlands bekanntestes Trainingscamp Adazi Schauplatz von Saber Strike, sondern weitere Übungsplätze in Rucava, Nica, Grobina, Priekule, Durbe, Aizpute, Skrunda, Vainode, Saldus und Limbazi. Zwischen diesen Orten werden in den nächsten beiden Wochen zahlreiche Militärtransporte zu beobachten sein.

Schnelle Reaktionsfähigkeit setzt schnelle Transporte voraus. Militärs verlangen, die europäischen Verkehrswege anzupassen. Leonids Kalnins, Kommandeur der lettischen Armee, sieht Nachholbedarf und fordert, dass das Verkehrsnetz in Lettland entsprechend hergerichtet werden müsse. Seine eigene Armee, die eine "sehr hohe Qualität" erfülle, sieht er dabei nicht in der Pflicht, sondern die EU und die Organisation - damit ist offenbar die Nato gemeint - im Ganzen, die die Infrastruktur und die Kommunikation für schnelle Verlegungen anpassen müssten. (lsm.lv)

Die internationalen Manöver an der Grenze zwischen der Nato und Russland, an denen sich immer mehr Soldaten beteiligen, sind umstritten. Frank-Walter Steinmeier warnte als Außenminister 2016 vor lautem "Säbelrasseln und Kriegsgeheul" und vor übertriebener Abschreckungspolitik (faz.net). Dafür fand er in Lettland kein Verständnis (LP: hier).

Die russische Webseite Sputnik kommentiert die diesjährigen Nato-Manöver: "Moskau hat schon mehrmals darauf hingewiesen, dass es die Spannungen mit der Nato nicht zu erhöhen wünscht - weder in der baltischen Region, noch anderenorts und betont: Russland wird kein Nato-Land angreifen. Der russische Außenminister Sergei Lawrow ist der Ansicht, dass die Nato darüber recht gut informiert ist, doch sie benutzt einfach einen Vorwand, um eine größere Menge von Militärtechnik und Bataillonen an der russischen Grenze zu stationieren." (sputniknewslv.com)

Umgekehrt provozieren Russlands Grenzmanöver die benachbarten Nato-Staaten. Im letzten Jahr sorgte die russische Übung Sapad (Westen) für baltische Spekulationen über neue russische Okkupationsgelüste, lettische Politiker warfen der russischen Regierung Machtdemonstration und Einschüchterungsversuche vor. (LP: hier)


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