Manöver "Namejs 2018": Lettisches Militär probt die Bekämpfung innerer Unruhen
18.08.2018
Polizisten und Soldaten kooperieren bei simuliertem Hybridkrieg
Am 20. August 2018 beginnt "Namejs 2018", das bislang größte lettische Militärmanöver seit 1991, als Lettland die Unabhängigkeit wiedererlangte. Etwa 10.000 Armeeangehörige werden daran teilnehmen, zudem Grenzschützer, Reservisten, Freiwillige der Nationalgarde und Polizisten sowie Nato-Verbündete aus Nachbarländern. Soldaten und Ordnungshüter sollen eine Situation erproben, in der sich militärische mit polizeilichen Aufgaben vermischen: Der Bekämpfung von inneren Unruhen.
Lettische Nationalgarde bei einer Übung, Foto: KasparsK - Paša darbs, CC BY-SA 3.0, Saite
"Nach vier Jahren intensiver Vorbereitung wird dies die größte militärische Übung seit der Wiedererlangung der lettischen Unabhängigkeit sein, in der wir die Bereitschaft der bewaffneten Kräfte überprüfen, Lettland vor Bedrohungen jeglicher Art zu schützen. Dieses Manöver bietet Gelegenheit, nicht nur die nationale Armee, sondern alle Verteidigungskräfte auf einmal zu trainieren, denn auch unsere Kooperationspartner werden sich daran beteiligen," sagte Leonids Kalnins, Kommandeur der lettischen Armee (sargs.lv).
Während Namejs 2018 erproben Soldaten ihre Waffen nicht nur in Adazi und anderen militärischen Übungsgeländen. Sie werden auch auf zivilem Gebiet in ganz Lettland unterwegs sein. In 36 von 110 Kreisen des Landes wird man zwei Wochen lang Uniformierte in gepanzerten Fahrzeugen sehen. An der Übung nehmen außerdem Militärhubschrauber der US-Armee teil, die in Lielvarde stationiert sind. Zudem werden Drohnen getestet. Das Militär bittet Autofahrer, die olivgrünen Fahrzeugkolonnen nicht zu überholen. Die Übungen konzentrieren sich auf die Städte Riga, Liepaja, Ventspils und Daugavpils. Im Mittelpunkt des fiktiven Geschehens zwischen Hybridkrieg und inneren Unruhen stehen zwei Kleinstädte in der Region Vidzeme: In Valmiera und Jekabpils wird die Niederschlagung von Aufständen geübt.
Auch wenn Kalnins behauptet, dass sich Namejs 2018 nicht gegen einen bestimmten Staat richte, so folgt das Planspiel doch einem stattgefundenen Ereignis, in dem der Nachbar Russland sich in innere Angelegenheiten einmischte: Kalnins sprach vom Szenario eines Hybridkrieges, wie er 2014 in der Ukraine stattgefunden habe. Nach diesem Muster wollen Soldaten und Polizisten nun einen fiktiven spontanen Aufstand in Valmiera und Jekabpils bekämpfen. An den Unruhen werden - wie damals auf der Krim - Bewaffnete in Uniformen ohne Hoheitszeichen mitmischen, auf die zunächst "Strukturen des Inneren", also Polizisten, reagieren. Ihnen sollen dann schnell Soldaten zu Hilfe eilen.
Im Privatsender RigaTV24 nahm J?nis Garisons, Staatssekretär des Verteidigungsministeriums, zu der Frage Stellung, weshalb man das Manöver nicht gleich in lettgallischen Städten wie Zilupe und Daugavpils anberaumt habe, wo ein beträchtlicher Bevölkerungsanteil russischstämmig ist. Garisons begründete die Auswahl von Valmiera und Jekabpils mit dem Hinweis auf die gute Zusammenarbeit mit diesen beiden Kommunen. "Es ist völlig egal, wo diese Operation durchgespielt wird. Das Wichtigste sind die Aktionen und das Training. Meiner Ansicht nach wäre es nicht angebracht, auf nationale Zusammensetzungen anzuspielen, denn wir müssen uns eher darum Sorgen machen, in welcher Weise die Einwohner beeinflusst werden. Ebenso gut kann man auch die lettische Bevölkerung beeinflussen," meint Garisons. Er kritisierte Versuche, die Bewohner der ostlettischen, an Russland grenzenden Region Lettgallen mit Unsicherheit zu assoziieren. Das sei ein falsches Stereotyp: "Die stärkste Brigade der Nationalgarde haben wir in Lettgallen, zudem erweisen Umfragen, dass in Lettgallen sich die patriotischsten Menschen befinden." (lv.la)
Die Übung "Namejs" ist nach einem Stammeshäuptling Zemgallens aus dem 13. Jahrhundert benannt, der sich gegen die Herrschaft des Deutschen Ordens zur Wehr setzte.
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