Riga: Deglavs-Brücke ab 4. Mai wieder eingeschränkt befahrbar
03.05.2019
Für städtische Busse wieder frei
Innenminister Sandis Girgens (KPV LV) ließ am 25. April 2019 die Deglavs-Brücke von der Polizei sperren (LP: hier). Die verkehrsreiche Überführung verbindet Rigas Innenstadt mit dem Viertel Purvciems. Girgens warf dem Verkehrsdezernat der Stadt Riga vor, dass diesem Menschenleben nicht wichtig seien (diena.lv). Zuvor hatte die nationale Bauaufsicht BVBK die Sperrung für motorisierte Fahrzeuge empfohlen. Seitdem erleben Rigas Verkehrsteilnehmer eine Zeit der Staus und der Verspätungen. Das Baudezernat ließ weitere Messungen und Probebohrungen durchführen, um die BVKB von der hinreichenden Stabilität zu überzeugen. Der Bau von 1966 darf ab Samstag, 5 Uhr, wieder eingeschränkt genutzt werden. Die Experten der nationalen Bauaufsicht einigten sich mit Vertretern der Stadt Riga und der Polizei am 3. Mai darauf, die Brücke wieder für den öffentlichen Nahverkehr freizugeben.
Die Deglavs-Brücke nach der Sperrung am 25.4.2019, Foto: ScAvenger (J?nis Vilni?š) - Paša darbs, CC BY-SA 3.0, Saite
Bis zum 25. April fanden Sanierungsarbeiten statt, die von der BVKB gestoppt wurden. Vor der Sperrung durften Autofahrer nur zwei der vier Spuren benutzen und für Fahrzeuge über 30 Tonnen Gewicht war die Überquerung verboten. Nun, nach der – eher zufälligen – beschränkten Wiedereröffnung am Nationalfeiertag, dürfen Busse das marode Bauwerk wieder überqueren: Die Fahrer müssen die Höchstgeschwindigkeit von 20 km/h beachten, die städtischen Linienbusse sollen 30 m Abstand voneinander halten (lsm.lv). Neun Buslinien führen über diese Brücke, während der Sperrung mussten die Fahrgäste mit Verspätungen bis zu 40 Minuten rechnen.
Die Deglavs-Brücke ist nur eine von vielen in Lettland, die saniert werden muss. Ende April wurde auch die Rigaer Brasas-Brücke zwischen dem Zentrum und Mezaparks in einer Fahrtrichtung gesperrt. Bedenklich ist der Zustand der Vansu-Brücke über der Daugava. Sie harrt seit Jahren der Sanierung; im letzten Jahr mussten ihre Treppenaufgänge gesperrt werden, weil Betonteile herabgefallen waren (LP: hier).
Rigas Verkehrsdezernent Emils Jakrins hält im Gegensatz zum Innenminister die Deglavs-Brücke für relativ sicher. Im Lettischen Fernsehen LTV kritisierte er indirekt die von Girgens angeordnete Sperrung: „Alle möglichen zusätzlichen Messungen sind vorgenommen worden, die das bestätigen, was wir schon vorher gewusst hatten.“ (lsm.lv) Falls die Stadtregierung Zweifel an der Sicherheit gehabt hätte, sei die Brücke gesperrt worden. Schließlich spielte er den Ball an die Regierung zurück. „Latvijas Valsts Celi“, das Unternehmen, das außerstädtische Fern- und Landstraßen bewirtschaftet, sei für hunderte von Brücken zuständig, die sich in einem schlechten Zustand befänden, dennoch würden sie nicht gesperrt – Latvijas Valsts Celi untersteht unmittelbar dem Verkehrsministerium der nationalen Regierung – hier setzt sich der politische Streit zwischen der nationalen Mitte-Rechts-Regierung und der von der Partei Saskana angeführten Stadtregierung fort.
Die Deglavs-Überführung war zwischenzeitlich nur für den motorisierten Verkehr gesperrt; Fußgänger und Radfahrer durften sie weiterhin überqueren. Das nutzten am 27. April einige Dutzend Passanten, um sich auf der Brücke zu einem Picknick zu treffen (lsm.lv). Ziel der Aktion war es, sich darüber zu unterhalten, was die Städter tatsächlich benötigen. Lsm-Journalist Maris Kluga befragte dazu einige Teilnehmer. Eine Frau namens Katrina fand es sehr angenehm, die Brücke nicht mit Autofahrern teilen zu müssen und ein Mann namens Eriks meinte: „Ich bin immer gegen Autos gewesen, damit in der Stadt mehr Platz für die Menschen ist.“ Ihn hätte es gefreut, wenn die Sperrung für immer bestehen geblieben wäre.
Sind die Wege des motorisierten Verkehrs in Riga oftmals marode, so fehlen sie für Fahrradfahrer nahezu gänzlich. Am 1. Mai trafen sich etwa 1.500 Biker zur alljährlichen „Critical-mass“-Aktion in der Rigaer Innenstadt. Sie legten zum Leidwesen der Polizei die Demo-Route spontan fest. Autofahrer mussten warten, denn an diesem Tag nahmen die Radfahrer für einen Moment die volle Breite des Asphalts ein. Die Demoteilnehmer auf zwei Rädern forderten vor allem mehr Radwege, seit vier Jahren sei in Riga kein einziger mehr gebaut worden (diena.lv).
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