Lettisches Centrum Münster e.V.

   

Absurde Schlammschlacht
10.08.2006


Minsk/Riga. Der Ton zwischen Lettland und Weißrussland verschärft sich zusehends. Angeblicher Ausgangspunkt der Streitigkeit ist die Ausweisung des lettischen Diplomaten Reimo Smits aus Weißrussland. Das weißrussische Außenministerium begründete die Ausweisung mit dem Vorwurf, Smits habe pornografisches Material in Weißrussland vertrieben. Dies sei das Ergebnis einer Hausdurchsuchung in der Wohnung des lettischen Diplomaten in Minsk am 27. Juli. Dort habe man entsprechende Videokassetten gefunden und beschlagnahmt, zitieren zahlreiche Gazetten die weißrussische Behörde. Auf den Videos sei Smits beim Geschlechtsverkehr mit einem anderen Mann zu sehen. Für den Vertrieb dieser Materialien sorgte wohl insbesondere das weißrussische Staatsfernsehen, das es sich nicht nehmen ließ, Szenen aus dem Video am 31. Juli im weißrussischen Fernsehen auszustrahlen.

Das lettische Außenministerium reagierte prompt mit der Ausweisung des ersten Sekretärs der weißrussischen Botschaft in Riga. Zusätzlich bezeichnet das lettische Außenministerium die Vorwürfe gegen Smits als „absurd“ und rügt die Hausdurchsuchung als eine Verletzung von § 1 und Artikel 30 der Wiener Convention zu diplomatischen Beziehungen. Nach diesem Staatenvertrag sei es verboten, die Wohnung eines Diplomaten zu durchsuchen,  sagt dass lettische Außenministerium in einer Meldung vom 9. August. Auch verletze die Ausstrahlung des Videos den Menschen Reimo Smits in der freien Entfaltung seiner Persönlichkeit und seiner persönlichen Würde. Der finnische  EU Ratspräsidentschaft unterstützt die Kritik Lettlands an dem Vorgehen der weißrussischen Behörden und verlangt von Minsk eine „sofortige Erklärung“ und die Einhaltung der eingegangenen Verpflichtungen in den Wiener Conventionen.

Da haben die weißrussischen Behörden aber einen empfindlichen Nerv getroffen und man erinnert sich gar an KGB Methoden. Derzeit ist der Umgang mit gleichgeschlechtlichen Beziehungen eines der besonders kontrovers geführten Debatten in der lettischen Gesellschaft. Wenn dann ein solches Video eines lettischen Diplomaten auftaucht, wird kaum noch jemand an einen Zufall glauben. Der wirkliche Ursprung der diplomatischen Streitigkeiten zwischen Minsk und Riga ist indes ein anderer:  Nach der überaus zweifelhaften Wahl des weißrussischen Präsidenten Alexander Lukaschenko, versuchte Lettland in Zusammenarbeit mit der EU dem weißrussischen Staatsapparat  kleine Nadelstiche zu verpassen. Als Plattform dient dabei immer wieder die lettische Botschaft in Minsk, von der aus zum Beispiel  EU Delegationen weißrussischen Oppositionsparteien einen Besuch abstatten konnten.

-JVR-




 
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